Kyrill klaut das Vogelfutterkörbchen

von Ingrid Zweiniger

Die Vögel fliegen schreiend durch den Garten am Rande des Müggelwaldes. „Unser Futterkörbchen hängt nicht mehr am Baum. Wo ist es? Warum bekommen wir kein Vogelfutter mehr? Wer hat das Körbchen?“

Strolch sitzt am Fenster und lauscht. „Was wollen die denn? Wissen die Vögel nicht, das Kyrill da war und das Körbchen mitgenommen hat? Frauchen ist auch traurig, weil sie sich nun wieder etwas Neues einfallen lassen muss. Ich werde rausgehen und mit den Vögeln sprechen. Frauchen, mach mir bitte die Tür auf, ich will in den Garten.“

Frauchen öffent die Tür und Strolch verschwindet. Die Vögel fliegen ängstlich davon, weil sie dachten Onkel Susi kommt und will sie auffressen.

Als sie sehen, dass es Strolch ist, kommen sie zurück. Vor Strolch haben die Vögel keine Angst. Ein Hund frisst keine Vögel.

„Hallo ihr Vögel“, ruft Strolch, kommt mal zu mir, ich möchte euch helfen.“ Ein Gewusel entsteht. Es rauscht und zwitschert. Strolch setzt sich auf die Gartenbank unter den Bäumen. Über ihm hängen die Vögel in den kahlen Ästen.

„Schön das du kommst Strolch. Bitte, bitte, hilf uns. Unser Futterkörbchen ist weg. Hat dein Frauchen das Futterkörbchen weggenommen?“

„Also nun mal langsam. Mein Frauchen hat es nicht weggenommen. Ihr wisst doch noch, als im vorgigen Winter das kleine hängende Vogelhäuschen kaputt gegangen ist. Erinnert ihr euch daran?“

„Piep, piep, ja, ja, wir erinnern uns, dass danach das Körbchen am Baum hing. Es hat uns gut gefallen. Es war so gemütlich im Körnerkörbchen. Aber nun ist es seit gestern weg. Wo ist es?“

„Hört auf zu brüllen, nein, man sagt ja piepen bei euch Vögeln. Ich weiß auch nicht, wo das Körbchen ist. Aber ich weiß, wer es mitgenommen hat. Überlegt mal, was war gestern los?“

Die Vögel sahen sich an. Es war ruhig im Geäst der Bäume. Strolch wartete geduldig. Die Vögel sollten ihre Zeit zum Nachdenken haben.

Plötzlich ging das Gepiepe wieder los. Alle piepten durcheinander. „Wir wissen, was war. Es war windig. Nein, es war stürmisch. Nein, es war ein Unwetter. Regen, Donner und Blitze tanzten am Himmel herum. Es war ein Orkan. Ja und der hat Bäume aus der Erde gerissen und umgekippt. Reicht dir das, Strolch?“

„Also mir reicht es. Wenn ihr jetzt weiter darüber nachdenkt, dann werdet ihr darauf kommen, wer das Vogelfutterkörbchen geklaut hat. Oder sagen wir mal, wer dafür verantwortlich ist, dass es verschwunden ist. Wisst ihr es?“

„Ja“, piepten die Vögel, „ja Strolch, wir wissen es, es war der Sturm. Stimmt‘s?“

„Ihr seid schlau, ihr Vögelchen. Es war Kyrill. Kyrill hat euch das Körbchen geklaut.“

„Strolch, höre bitte auf. Wir sind froh, dass wir wissen, dass es der Sturm war und nun sagst du, es war Kyrill. Willst du uns veräppeln? Wer ist denn nun Kyrill?“

„Also ich bin jetzt euer Lehrer“, sagte Strolch, „Schnabel gehalten und aufgepasst, damit ihr auch alles versteht. Wenn es einen sehr starken Sturm gibt, zum Beispiel einen Orkan, einen Taifun oder einen Hurrikan, dann bekommen diese Stürme von den Meteorologen einen Namen. Guckt mich nicht so an, ich erkläre euch gleich, was ein Meteorologe macht. Das ist ein Fachmann für Wetterkunde. Der sagt den Menschen wie das Wettr wird. So, und diese Meteorologen haben dem letzten großen Sturm den Namen Kyrill gegeben. Nun wisst ihr, dass euch Kyrill das Vogelfutterkörbchen geklaut hat. Er hat es vom Baum gerissen und irgendwo hingeweht. Ich habe schon überall gesucht, aber ich habe es nicht gefunden. Und nun, nach der stürmischen Unterrichtsstunde, eine gute Nachricht. Frauchen hängt euch ein neues Körbchen an den Baum. Freut euch - und gutes Körnerknacken!“

„Piep, piep, Strolch, wir danken dir!“