Fast das ganze Leben in Müggelheim
Dem Geheimnis des Altwerdens auf der Spur
von Irene Kruschke
Bei meiner Arbeit als Vorsitzende der Sozialkommission Müggelheim begegne ich natürlich vielen älteren Menschen, vielfach kenne ich sie schon einige Jahrzehnte. Ich freue mich stets, wenn ich zum 85. oder 90. Geburtstag gratulieren kann und bei vielen noch darüber hinaus. Ein wunderschönes Phänomen in unserem Wohnort. Welches Rezept gibt es für ein langes erfülltes Leben?
Ist es Müggelheims schöne Lage, etwas abseits vom Großstadtgetümmel, eingebettet in eine Landschaft mit viel Wald und Wasser und gemäßigtem Klima? Müggelheimer müssten eigentlich gar nicht verreisen, hier gibt es so viele Erholungsmöglichkeiten beim Wandern, Radfahren oder Wassersport.
Ganz stimmt die These natürlich nicht, denn gerade im Urlaub soll man auch mal etwas ganz anderes sehen, hohe Berge, den Ozean, das Leben anderer Völker studieren. Es muss einfach der eigenen Interessenlage entsprechen und vor allem Freude machen. Die Psyche muss ausgeglichen und „glücklich” sein - das ergibt den Erholungseffekt.
Forschung und Hightech-Medizin haben in den letzten 100 Jahren Riesenfortschritte gemacht bei der Behandlung von Krankheiten. So hat sich die durchschnittliche Lebenserwartung der Menschen bei Männern auf 76 und bei Frauen auf 81 Jahre erhöht.
Ein Blick in den letzten Gesundheitsbericht des Bezirksamtes Treptow-Köpenick zeigt, dass beispielsweise im grünen Wohngebiet Friedrichhagens, wo 7,2 Prozent des Bezirks wohnen, 32,8 Prozent der Menschen älter als 65 Jahre sind.
Analog können wir dies in Müggelheim beobachten, aber durch den Zuzug vieler junger Familien liegen die Prozentzahlen bei uns anders. Die Liebe und Anhänglichkeit zum Heimatort lässt die Leute bis ins hohe Alter in ihren Häuschen mit Garten verweilen. Viel Aufenthalt an frischer Luft und Bewegung sind die ausschlaggebenden Punkte zur Lebensverlängerung. Der Garten soll doch schließlich „gut aussehen” und möglichst auch etwas Ertrag bringen (Obst, Gemüse, schöne Blumen) und so werkeln selbst die über 80-Jährigen noch eifrig herum. Das Sprichwort: „Wer rastet, der rostet”, bestätigt die Aussage.
Auch der Arzt Dr. Rolf Förster äußerte sich in dieser Richtung. Er meinte, dass eine einfache, naturverbundene Lebensweise die Abwehrkräfte des Körpers steigere. Auch etwas weitere Wege zum Einkauf würden die Menschen dazu bringen, sich bewegen zu müssen - sie müssen sich für den Weg auf ihr Fahrrad setzen oder sogar längere Wege zu Fuß zurücklegen. Alles Tatsachen, die der Gesundheit zu Gute kämen.
Also weiter so, liebe ältere Müggelheimer! In zwei amerikanischen Studien fand ich auch die These, dass das Systemzur Blutdrucksregulierung im Körper (Renin-Angiotensin-System) Auswirkungen auf den Alterungsprozess haben soll. Wichtig soll aber die Produktion des Enzyms ACE sein, welches durch Gene gesteuert wird.
Aber, so hoch wissenschaftlich soll es heute nicht dargestellt werden. Wir bleiben dabei:
- morgens frisch und munter aus dem Bett (auch wenn es manchmal schwer fällt)
- die Arbeiten in Haus und Garten möglichst lange selbstständig erfüllen (es muss ja nicht mehr alles so schnell gehen wie in der Jugend)
- Bewegung an frischer Luft (Spaziergänge, leichte Gartenarbeit, Gymnastik)
- gesunde Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten, sowie ausreichend zu trinken (täglich zwei Liter Mineralwasser, Tee, Säfte)
- und nicht zu vergessen die Freude am Leben (Gespräche in der Familie, mit Nachbarn und Freunden; Veranstaltungen besuchen; reisen, Hobbys pflegen uvm.). Rentner sind doch eigentlich zu beneiden, sie können sich ihren Tag frei einteilen.
Beim Schreiben dieses Artikels wanderten meine Gedanken zu vielen hochbetagten Menschen in unserem Wohngebiet. Ihnen allen von Herzen alles, alles Gute - werden Sie 100!
Einen Namen möchte ich heute doch nennen, da der Geburtstag gerade jetzt im September gefeiert wird: Käthe Kühl aus dem Alsenzer Weg wird am 6. September 98 Jahre alt. Arbeit für das Gemeinwohl war ihr immer wichtig, ob es nun das Austragen der Lebensmittelkarten nach dem Krieg war, oder ihre jahrelange Tätigkeit in der Jugendhilfe. Vielen Müggelheimern wird sie auch noch als sehr aktive Kraft im Siedlerverein in Erinnerung sein. Den Müggelheimer Siedlerverein hat übrigens ihr Vater, Walter Reinhold, nach dem Krieg gegründet. Herzlichen Glückwunsch Frau Kühl, zu Ihrem Ehrentag!
Nun möchte ich noch einen kleinen Aufruf anschließen. Sicher wäre es für die Leser des Müggelheimer Boten interessant, mehr über das Leben älterer Bürger in ihrer Mitte zu erfahren. Wer von unseren Senioren zum Thema „ein langes Leben in Müggelheim” mit seiner eigenen Geschichte etwas beisteuern will, den würde ich gerne interviewen. Rufen Sie in meiner Sprechzeit früh von 7 bis 8 Uhr unter 659 55 53 an.
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