Müggelheimer Bote
12. Jahrgang, Ausgabe 9/2005
September 2005
Müggelheimer Bote

Inhalt
Soll Lenin wieder auferstehen?
Kultur-Wochenende: Von Klassik bis Hardrock
40 Jahre Müggelheim II
Alles neu macht die Wahl?
Fast das ganze Leben in Müggelheim
Arbeitgeber: Zwölf fleißige Hände im Dienste des Grüns
Viel Engagement zum "Tag des sozialen Engagements"
Weitere Meldungen
Karikatur
Gedanken aus Müggelheim
Aus den Vereinen
Leserbrief
Kleinanzeigen
Kirche
Serie für den Natur- und Gartenfreund
Geschichten aus dem Müggelwald
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Geschichten aus dem Müggelwald

Geschichten aus dem Müggelwald

Der Straußberger Struppi wohnt im Müggelwald

von Ingrid Zweiniger

„Von Müggelheim nach Straußberg ist ein langer Weg, oder?” Struppi lag unter einem Strauch in der Sonne und dachte nach. „Wer kann mir da nur helfen? Wenn ich Frauchen frage, dann sagt sie, dass ich verrückt bin. Was willst du Tölchen denn in Straußberg, würde sie fragen.”

Aber Straußberg ging dem kleinen Hund Struppi nicht mehr aus dem Kopf, denn schließlich hieß er vor ein paar Jahren noch der Straußberger Struppi. Aber die Zeit war lange vorbei.

Jetzt lebte er schon viele Jahre im Müggelwald. Seitdem ihn Herrchen und Frauchen aus dem Tierheim geholt hatten. Er fühlte sich wohl. Alle waren lieb zu ihm. Er hatte Freunde und ein neues Zuhause gefunden. Am besten gefiel ihm der Wald vor der Haustür. Wenn er Lust hatte, dann suchte er sich einen Weg um auszubüxen und im Wald spazieren zu gehen. Die Bäume waren seine Freunde. Sie waren groß und mächtig. Er hatte keine Angst vor ihnen, weil sie auch nicht mit ihm schimpften. Denn Herrchen und Frauchen mussten oft mit ihm schimpfen, weil er häufig alleine spazieren ging. Man kann auch ausbüxen oder ausreißen dazu sagen. Und deshalb hieß er nicht mehr der Straußberger Struppi, sondern Struppi der Ausreißer. Und dieser Name gefiel ihm überhaupt nicht. „Ich will kein Ausreißer sein. Ich will einfach Struppi sein. Vielleicht noch Müggelwaldstruppi, das würde mir gefallen. Aber alles andere - nein!”

Struppi überlegte weiter. Er lag immer noch unter dem Strauch im Garten.

„Straußberg, ja Straußberg, das ist der Grund für mein Ausreißen. Ich muss einfach noch einmal nach Straußberg gehen. Dort habe ich vor ein paar Jahren gelebt, bevor ich in den Müggelwald kam.” Struppi dachte weiter nach und ganz langsam wurde es in seinem Kopf immer klarer, bis nur noch ein Gedanke darin war: „Ich muss noch einmal nach Straußberg. Ich muss dorthin zurück, wo ich viele Jahre glücklich gelebt habe. Wir waren damals so viele Tiere, warum mussten wir alle ins Tierheim? Warum konnten wir nicht alle in dem schönen Haus mit dem großen Garten weiterleben?”

Struppi räkelte sich unter dem Strauch und plötzlich hörte er eine Stimme in seinem Kopf: „Sag mal Struppi, bist du nun schon uralt oder bist du bloß ein Blödmann, dass du dir nichts mehr merken kannst? Du weißt ganz genau, dass Herrchen und Frauchen aus Straußberg das Haus und den Garten verlassen mussten und in ein Hochhaus in die Stadt gezogen sind. Da konnten sie die Tiere nicht mitnehmen. Deshalb seid ihr alle in ein Tierheim gekommen.”

Plötzlich machte es „Klick” in Struppis Kopf - und er konnte sich wieder an alles erinnern.

„Die Erinnerungen sind gut. Aber damit ich endlich wieder meine Ruhe finde, und Herrchen und Frauchen auch, muss ich noch einmal nach Straußberg.”

Struppi wusste, dass er in den Jahren, in denen er hier im Müggelwald lebte, schon öfter ausgebüxt war. Immer wollte er irgendwohin. Ohne Ziel. Liebe Menschen hatten ihn dann gefunden, zur Polizei oder ins Tierheim gebracht. Und er hatte immer Glück, er kam immer wieder bei Herrchen und Frauchen im Müggelwald an. Jetzt sollte es ein letztes Mal sein. Struppi spürte es. Er musste noch einmal ausreißen. Er wollte nach Straußberg. Gedacht - getan!

Er wusste genau, wie er es machen wollte: Vor zur Hauptstraße laufen, auf den Bus warten und dann dem Bus hinterherrennen. Irgendwann würde er dann in Straußberg ankommen. Das waren seine Gedanken.

Armer Struppi!

Von der Busendhaltestelle in dem kleinen Dorf am Rande des Müggelwaldes bis zur Station „Rübezahl” hatte er es geschafft dem Bus hinterherzurennen. Dann stieg ein Fahrgast aus, nahm den völlig erschöpften Hund und brachte ihn ins Tierheim. Dort konnten ihn Herrchen und Frauchen abholen.

Struppi, dein Traum von Straußberg wird nicht mehr in Erfüllung gehen. Oder doch noch, mit Herrchen und Frauchen gemeinsam? Wir wünschen es dir.