Müggelheimer Bote
10. Jahrgang, Ausgabe 07/2004
Juli 2004
Müggelheimer Bote

Inhalt
Gnadenstoß für die Gaststätte am Teufelssee
Fünf festlich-fetzige Tage sind zu Ende
Musik und Literatur am Abend
Angerfest mit altem Handwerk und Superstimmung auf den Winzerhöfen
Was tut sich beim Großflughafen?
BVBB mobilisierte seine Kräfte: Menschenkette gegen Schönefeld
Fluglärmproblematik: Antwort des Senats
Europawahl: Müggelheimer verweisen SPD auf Rang 3
Eine Bootsfahrt die ist lustig...
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Müggelheimer Bote
 

Gedanken aus Müggelheim

von Ralf Jacobius


Wir sind mal wieder dem Aufruf gefolgt. Inzwischen ist es bei uns schon so etwas wie eine Familientradition. Es gab noch kein Jahr, in dem wir der Menschenkette gegen den geplanten Großflughafen in Schönefeld ferngeblieben wären. Wir standen schon bei unterschiedlichstem Wetter dort draußen, doch die Stimmung war trotz aller Unbilden immer gut. Aber was wir in diesem Jahr erlebt hatten, war eine Premiere. Hubschrauber am Himmel, Wasserwerfer, berittene Bundesgrenzschützer, Polizisten in Zivil und der Verfassungsschutz filmt hinter abgedunkelten Autoscheiben.

Ausnahmezustand in Brandenburg? Nein, überhaupt nicht. Aber 2000 betroffene Bürger haben sich vor dem Flughafen Schönefeld eingefunden, um gegen Flugverkehr im Siedlungsmeer zu demonstrieren. Ordnungsgemäß angemeldet und friedlich natürlich - so wie es halt all die Jahre davor auch war.
Da fragt man sich als Betrachter und Teilnehmer: wo bleibt die Verhältnismäßigkeit? Fehlt es den Verantwortlichen in Brandenburg an Routine, oder sollen die Betroffenen eingeschüchtert und in ihren Grundrechten eingeschränkt werden, nur damit das Wahnsinnsprojekt von den Politikern in Berlin und Brandenburg durchgesetzt werden kann?

Ich kann nur sagen: Unsere Familie lässt sich davon nicht einschüchtern. Wir werden mit unseren Kinder auch weiterhin zu solch friedlichen, demokratischen Mitteln greifen, um unseren Protest zu verkünden - auch wenn wir jetzt in irgendwelchen „Fotoalben“ fröhlich winkend und singend zu sehen sind. Wie sollten wir uns sonst bemerkbar machen in einer Demokratie, die manchmal sehr zweifelhaft ist. Und wie sollten wir unseren Kindern beibringen, was friedliche, demokratische Mittel sind? Die Brandenburger Sicherheitsbehörden haben sich mit diesem Großaufgebot an Staatsgewalt ein Armutszeugnis ausgestellt. Die Taktik der Einschüchterung ging auch komplett ins Leere. Offensichtlich haben es einige Verantwortliche immer noch nicht begriffen (oder wollen es nicht begreifen), dass es sich bei der Demonstration nicht um eine NPD- oder Hausbesetzerdemo mit aggressivem Gewaltpotenzial handelte, sondern um friedliche Bürger, die für ihre Rechte eintraten.

Wollen wir mal hoffen, dass die Stimmung angesichts des massiven staatlichen Misstrauens eines Tages nicht doch noch kippt!