Nachhaltigkeit - zumindest auf dem Papier
BVV-Sitzung vom 24. Juni
Zu Beginn der Sitzung berichtete der Bürgermeister über die vom Umweltamt
im Rathaus veranstaltete Fluglärmkonferenz. Die Veranstaltung war hochkarätig
besetzt und lieferte nach Meinung Dr. Ulbrichts einen wichtigen Beitrag zur
aktuellen Diskussion der Novelle zum Fluglärmgesetz, deren Folgen von Wirtschaft
und Wissenschaft erwartungsgemäß unterschiedlich beurteilt wurden.
Mit Sicherheit würde eine schnelle Verabschiedung des Gesetzes die Stellung
der Betroffenen erheblich verbessern.
Nach mehr als zehn Jahren Arbeit wurde die 4. Fassung der Lokalen Agenda durch
die BVV zur Kenntnis genommen. Ein beeindruckendes Werk, an dem viele mitgewirkt
haben. Neben einer umfassenden Bestandsaufnahme werden viele Möglichkeiten
für nachhaltiges Handeln aufzeigt und den Entscheidern im Bezirk konkrete
Instrumente in die Hand gegeben. Übrigens werden in der Agenda auch die
Flughafenpläne sehr kritisch bewertet. Es war das Abschlusswerk des Agendakoordinators
und früheren Leiters des Umweltamtes Dr. Marz, der sich damit in den Ruhestand
verabschiedet hat.
Die Frage des verantwortlichen Umgangs mit unseren Ressourcen stellte sich bei
unserer mündlichen Anfrage, in der wir uns nach Rettungsmaßnahmen
für die darbenden Eichen erkundigten. Stadtrat Schneider machte uns nicht
viel Hoffnung: Neben den klimatischen Einflüssen machen Pilze und akut
der Eichenwickler und Frostspanner den Bäumen das Überleben schwer.
Zusätzlich nimmt die Absenkung des Grundwasserspiegels bei Trockenheit
den Eichen die Möglichkeit, sich Wasser aus der Tiefe zu ziehen. Dies ist
nicht vom Bezirk beeinflussbar, doch erwarten wir, dass das Bezirksamt das Forstamt
bei seinen Bemühungen unterstützt, unserem Wald das Wasser nicht völlig
entziehen zu lassen.
Vielleicht sollte das Konzept der Flutung der Braunkohlewerke überdacht
werden, denn wenn die Renaturierung am einen Ende der Spree mit dem Austrocknen
der Berliner Wälder erkauft wird, machen wir im Sinne der Nachhaltigkeit
sicher etwas falsch. Es wird nicht reichen, Auflagen zum Schutz der Bäume
zu erlassen und ansonsten hilflos auf die Regenerationsfähigkeit der Natur
zu hoffen.
Auf unsere Frage nach dem Stand der Kitaplanungen erfuhren wir von Dr. Schmitz,
dass die erste Entwurfsplanung für die reduzierte Umbauvariante (für
400.000 Euro) seit April vorliegt und zunächst mit dem Fachbereich Jugend
abgestimmt werden muss. Mit dem Baubeginn kann erst im nächsten Jahr gerechnet
werden.
Um zu demonstrieren, dass es auch noch andere Wege außer einem Großflughafen
gibt, um den Bezirk voranzubringen, bemühen wir uns derzeit, die Dauerausstellung
des Designers Luigi Colani in den Bezirk zu holen – genauer gesagt in die
vielen Müggelheimern noch von der Flughafenanhörung vertraute Rathenauhalle
in Oberschöneweide. Mit Sicherheit wäre dies eine Errungenschaft für
ganz Berlin, auch wenn dafür erst mal Investitionen in die Halle nötig
sind und private Sponsoren gesucht werden müssen. Bei allen Parteien stießen
wir mit unserem entsprechenden Antrag auf Zustimmung.
Erst jetzt hat das Bezirksamt unsere Kleinen Anfragen vom Februar, in denen wir
nach Fluglärmmesswerten und der Entwicklung der Flugbewegungen am Flughafen
Schönefeld fragten, beantwortet. Das Bezirksamt scheint die auf Privatinitiative
erhobenen Lärmmesswerte in Müggelheim ernst zu nehmen und hält
die Lärmbelastung in Müggelheim für nicht unerheblich. Wir erkennen
vorsichtige Kritik an der Senatsverwaltung, die in ihrer Funktion als oberste
Immissionsschutzbehörde mit der entsprechenden Forderung an die brandenburgische
Luftfahrtbehörde herantreten könnte, dies aber nach wie vor für
unnötig erachtet.
Sie finden unsere Kleine Anfrage in voller Länge auf dieser
Seite, damit
Sie
sich selbst eine Meinung bilden können, wie von der Senatsverwaltung mit
den Betroffenen umgegangen wird.
Lassen Sie sich davon den Urlaub nicht verderben, denn mit Ihrer Klage gegen
den Flughafen haben Sie eine Chance, vom hoffentlich bald in Kraft tretenden
neuen Fluglärmgesetz zu profitieren. Und wenn Sie noch keine Klage eingereicht
haben, sollten Sie dies schnell nachholen. Nur wer klagt, hat Anrecht auf eine
Entschädigung. Und jede Klage zögert die Entscheidung hinaus.
Nach der Sommerpause beginnt die BVV wieder am 26. August wie gewohnt um 16 Uhr
mit der Bürgeranhörung.
Wir wünschen Ihnen eine erholsame und lärmarme Urlaubszeit,
Ihre Müggelheimer Bezirksverordneten
Ute Schäfer-Lutz (STATT Partei) und Frank Emmerich (BVBB)
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