Gedanken aus Müggelheim
von Simone Jacobius
Das Blaue vom Himmel holen; ein X für ein U vormachen; Wendehälse; Ach wie gut, dass niemand weiß... Na, ahnen Sie in welcher Zeit wir angekommen sind? Richtig: In der Zeit des Wahlkampfes.
Es ist schon erstaunlich, mit welcher Bravour die Politiker uns in diesen Zeiten alles versprechen, was wir hören wollen. Komisch, dass sie dabei ganz vergessen, dass sie noch vor wenigen Wochen etwas ganz anderes, wenn nicht sogar das genaue Gegenteil gesagt haben. Auch komisch, dass sie häufig schon kurz nach der Wahl nicht mehr wissen, was sie uns davor versprochen haben.
Das muss die Sache mit dem Kurzzeitgedächtnis sein. Je älter man wird, desto eher greift das Langzeitgedächtnis und das was gerade war, gerät in Vergessenheit... Aber auch in Sachen Langzeitgedächtnis könnten wir vielleicht dem einen oder anderen noch auf die Sprünge helfen - quasi Gedächtnis-Nachhilfe erteilen. Wer hatte doch gleich die Verträge für den Flughafen in Schönefeld unterzeichnet? Und wer setzt es auf Biegen und Brechen um? Na gut, Schwamm drüber - sind vergangene Zeiten. Oder doch nicht?
Jedenfalls gilt es Obacht zu geben, wer was verspricht - von Wendehälsen haben wir eigentlich genug. Es wird Zeit, dass Politiker auch mal wieder zu dem stehen, was sie vor der Wahl versprochen haben. Schließlich wollen sie von uns gewählt werden - und das Vertrauen in die Politiker ist ohnehin schon gebrochen. Politiker egal welcher Couleur und egal welchen Alters sollten erkennen: Wir sind das Volk - und sie werden von uns auf ihre Posten berufen, d.h. sie sollten auch für das Volk, ihre Wähler, einstehen.
Gerade bei jüngeren Politikern sehe ich leichte Tendenzen eines Meinungsumschwungs: Nicht mehr über die Köpfe der Wähler alles durchdrücken, sondern die Wähler für mündig erklären und ihre Interessen vertreten, sogar mit ihnen zusammen an einem Strang ziehen. Auch müssen nicht alle Vorschläge anderer Parteien automatisch abgelehnt werden, nur weil ein anderes Parteibuch dahinter steht. Politiker sollten wieder mehr vom natürlichen Menschenverstand als vom Parteibuch regiert werden, bzw. regieren - ganz im Sinne der Sache.
Doch wie gehen wir um mit Wahlversprechen, die sich später in Luftblasen auflösen? Abwählen können wir die Damen und Herren dann nicht mehr. Die nächsten fünf Jahre sitzen sie wieder auf ihrem Posten und tun das, was ihnen irgendjemand diktiert - nur nicht die Volkes Stimme. Vielleicht die Wirtschafts-Lobbyisten?
Dennoch: Demokratie ist ein hart erkämpftes Gut, das es zu wahren gilt. Und dazu gehört auch das Recht der freien, geheimen Wahl. Es würde mir nie in den Sinn kommen, zu einer Wahl nicht hinzugehen. Deshalb rufe ich alle dazu auf, am 18. September ihre Kreuzchen zu setzen. Und Ihr Jungwähler: Bereitet Euch vor und genießt den Moment, mit Eurem Kreuz ein Stück Politik mitbestimmen zu können. Es gibt viele Länder, in denen das nicht möglich ist.
Wem Sie letztlich ihr Vertrauen aussprechen, bleibt letztlich Ihnen ganz alleine überlassen. Ob es die großen Etablierten sind, oder eher die Kleinen, von denen man vielleicht noch nie etwas gehört hat. Machen Sie das, was Sie mit Ihrem Gewissen am ehesten vereinen können. Und da muss jeder für sich selbst entscheiden, was für ihn das Wichtigste ist - denn es gibt sicherlich noch viele andere Themen außerhalb der Flughafen-Diskussion, die eine Partei für das Gemeinwohl angehen sollte.
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