Große Aufregung über Flugrouten
BVBB macht eigene Vorschläge
Flugrouten. Das heiße Thema?
Große Aufregung im Südwesten Berlins: Wir werden überflogen! Landespolitiker in Berlin und Potsdam üben sich in größter Betroffenheit: Alles so schrecklich, so unerwartet und so böse von der Deutschen Flugsicherung (DFS). Ursache ist der von der DSF öffentlich vorgestellte Entwurf der An- und Abflugrouten des BBI in Schönefeld.
Aber kam das alles wirklich so überraschend? Bereits 1998 hatte die DFS in gemeinsamen Beratungen mit dem Potsdamer Ministerium für Stadtentwicklung, Wohnen und Verkehr mitgeteilt, dass, wenn in Schönefeld ein paralleles 2-Bahn-System mit unabhängigem Betrieb beider Bahnen genehmigt werden würde, ein 15 Grad Abknicken nach den geltenden Sicherheitsregeln vorzusehen sei. Und zwar sollte die jeweils rechte Bahn beim Start nach rechts abknicken, wenn die Flugzeuge etwa 100 Meter Höhe haben. Als Grund wurde vor allem Wirbelschleppengefahr genannt. Es waren übrigens die Anwälte des BVBB, die bei Akteneinsicht die Protokolle der Beratungen von 1998 fanden. Der BVBB machte sie öffentlich.
Obwohl sie also informiert waren, wurden durch die Potsdamer Behörden trotzdem ungeknickte Abflugrouten im Planfeststellungsverfahren ausgewiesen. Warum das? Antwort: Um die falsche aber politisch gewollte Standortwahl des BBI in Schönefeld vor Gericht durchzubringen. Vor Gericht argumentierte die Planfeststellungsbehörde so: Ja, in den Orten Brandenburgs südlich von Berlin und im Südosten Berlins wird eine erhebliche Lärmbelastung der Bevölkerung entstehen! Das sei in gerechter Abwägung aber hinzunehmen. Denn: Der Mehrbelastung der Wenigen stehe die Entlastung der Vielen (Tegel, Tempelhof) entgegen. Hätten sie die ihnen bekannten, geknickten Routen in die Planfeststellung gegeben, hätte der Entlastung der Vielen eben eine Mehr- und Neubelastung auch der (anderen) Vielen gegenüber gestanden! Kein Argument, um vor Gericht durchzukommen.
Wir können wohl getrost von absichtlichem Betrug durch die Politiker ausgehen.
Müggelheim ist von den geknickten Routen nicht berührt. Diese soll es nur bei Starts, nicht bei Landeanflügen geben. Wenn vom BBI nach Osten gestartet werden wird (Ostwind), dann knickt die Route der neuen Südbahn ab. Ohne Bedeutung für uns.
Der BVBB hat jedoch, gestützt auf seinen Gutachter Fauelanbach da Costa, zwei Maßnahmen vorgeschlagen, die uns etwas bringen könnten. Da der BBI dann sehr lange Bahnen haben wird (Luxus) kann die Aufsetzschwelle auf beiden Bahnen um 1500 Meter nach hinten verlegt werden. Es bliebe immer noch genügend Ausrollstrecke für die Maschinen (je Typ normiert). Zusätzlich solle nicht mit 3° Fallwinkel (Regelanflug) sondern mit 3,5° gesunken werden. Das ist zulässig und sicherheitstechnisch gleichwertig. Beide Maßnahmen würden für uns erheblich höhere Überflüge bei Landungen bedeuten.
Letztlich bleibt aber der BVBB bei seiner Hauptforderung: Abbruch des Projektes BBI in Schönefeld. Der Flughafen hat den falschen Standort in dichtbesiedelter Umgebung. Auch wird er nie aus der Verlustzone kommen. Aber eine Investition, die dauerhaft Verluste einfährt, muss stillgelegt und anderer Verwendung (z.B. Messegelände) zugeführt werden.
Harald Kampffmeyer,
Ortsgruppensprecher des BVBB, Tel.: 65 94 29 08
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