Mahnwache am „Stein des Friedens“
von Hans Zinnow
Mehr als 30 Teilnehmer trafen sich am Bußtag, den 18. November, am „Stein des Friedens“ in Müggelheim, um ein Zeichen für den Frieden zu setzen. Vor der Größe dieser Aufgabe war die Gruppe wahrhaft kümmerlich. Dennoch machen die Worte Albert Schweizers Mut, die auf dem Stein zu lesen sind: Das Wenige, das du tun kannst, ist viel.
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Ein kleines Grüppchen trotzte dem schlechten Wetter am Friedensstein. Foto: König |
Der Anlass für die Mahnwache war die ökumenische Friedensdekade mit dem Thema „Mauern überwinden“.
Geboren wurde die Idee der Friedensdekade in den Niederlanden. Das Engagement der Kirchenmitglieder für die Friedensfragen wollte man stärken und die Politiker diesbezüglich unterstützen. In West und Ostdeutschland wurde diese Idee im Jahre 1980 aufgenommen. Es zeigte sich, dass Kirchen, und Gruppen in und außerhalb der Kirchen, bereit waren konstruktiv zusammen zu arbeiten. Das ist in all den Jahren so geblieben. Auch am „Stein des Friedens“ war dieser Geist zu spüren, als Norbert Gustmann sagte:
„Wir alle spüren, die Mauern zwischen den Menschen nehmen zu: vor allem für die ‚Schwachen der Gesellschaft‘. Immer häufiger verschließen sich die Menschen, kapseln sich ab, es wird nicht mehr miteinander, sondern über- und gegeneinander geredet. Manchmal auch mit der Sprache der Gewalt und mit Waffen. Mauern überwinden heißt in dieser Situation für mich zuerst, über ideologische Meinungsverschiedenheiten, verschiedene Glaubensrichtungen, unterschiedliche Parteien hinweg, miteinander zu reden.“
Pfarrerin Anke Schwedusch-Bishara nahm diese Gedanken auf und machte deutlich, dass Mauern welcher Art auch immer, schnell errichtet sind. Das Niederreißen hingegen schwer ist und oft nur mühsam oder gar nicht gelingt.
Hans Zinnow erinnerte daran, dass nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, die Siegermächte Deutschland in Besatzungszonen und Berlin in Sektoren aufteilten. Das war Strafe für eine große Schuld. Im Jahr 1949 wurden die Bundesrepublik Deutschland und die Deutsche Demokratische Republik gegründet. Dadurch vertiefte sich die Teilung auf unterschiedliche Weise und für längere Zeit. 40 Jahre mussten erst vergehen, bis Deutschland wieder ein ungeteiltes Land wurde. Ist eine Schuld dann wirklich gesühnt? Hätte angesichts der Grausamkeiten die durch Deutsche verursacht wurden, die Strafe nicht noch viel länger dauern müssen? Doch Gott meinte es gut mit uns Deutschen. Trennende Mauern wurden überwunden.
Im Anschluss an die Mahnwache versammelten sich viele der Anwesenden in der Kirche zum Friedensgebet.
Hören wir, was uns dazu ein chinesisches Märchen erzählt:
Als der Krieg zwischen den beiden benachbarten Völkern unvermeidlich war, schickten die Feldherren von beiden Seiten Späher aus, um zu erkunden, wo man am leichtesten in das Nachbarland einfallen könnte. Die Kundschafter kehrten zurück und berichteten auf beiden Seiten dasselbe: es gebe nur eine Stelle an der Grenze, die sich dafür eigne. Dort aber, sagten sie, wohnt ein braver, kleiner Bauer in einem kleinen Haus mit seiner anmutigen Frau. Sie haben einander lieb, und es heißt, sie seien die glücklichsten Menschen auf der Welt. Sie haben ein Kind. Wenn wir nun über sein Grundstück marschieren, dann zerstören wir das Glück. Also kann es keinen Krieg geben. – Das sahen die Feldherren ein, und der Krieg unterblieb, wie jeder Mensch begreifen wird.
Fahrt zur Partnergemeinde Erndtebrück
Viel Spaß und Informatives für große Müggelheimer Gruppe
Auch in diesem Jahr wurde die Partnerschaft zwischen den Kirchengemeinden Erndtebrück und Müggelheim gepflegt. Wie im vergangenen Jahr verabredet, waren die Müggelheimer zu einem Besuch in Erndtebrück eingeladen. Mehr als zwanzig Gemeindeglieder machten sich am 9. Oktober auf den Weg ins Rothaargebirge. Am Abend folgten die meisten der Gäste zusammen mit ihren Gastgebern einer Einladung des Superintendenten Stefan Berk und seiner Familie in sein Haus.
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Fast unwegsames Gelände: Der Kyrillpfad erinnert an den mächtigen Orkan 2007. Foto: König |
Am nächsten Vormittag fanden sich alle Teilnehmer im Jugendheim ein, um sich 20 Jahre nach dem Mauerfall über Texte der Ökumenischen Versammlung in Dresden aus dem Jahr 1989 auszutauschen. Damals hatten Delegierte fast aller Kirchen in der DDR gemeinsame Antworten auf die Herausforderungen unserer Zeit formuliert. Nach einer interessanten Einleitung der Müggelheimer Pfarrerin Anke Schwedusch-Bishara teilten sich die Besucher in Gruppen, um über einzelne Texte von 1989 aus heutiger Sicht zu diskutieren. Inhalte waren Gottes Ruf zur Umkehr angesichts der Krisen in der Welt, das Leben in Solidarität - eine Antwort auf weltweite Strukturen der Ungerechtigkeit, Produktion und Ökologie sowie Konsum und Ökologie. Als Ergebnis wurde zu jedem Thema ein Satz als Zusammenfassung präsentiert. Beispielsweise ergaben sich die nachstehenden Appelle: „Gewaltfreier Tatendrang statt Zukunftsangst“, „Umkehr jetzt!“ oder „Wer zwei gesunde Hände hat, hat eine frei für seine Mitmenschen.“ Besonders interessant und erschreckend zugleich war die Erkenntnis, dass die Beschreibungen und Forderungen von damals auch heute noch nahezu vollständig ihre Gültigkeit haben.
Nach einem gemeinsamen Mittagessen ging die Fahrt zum „Kyrillpfad“. Der Orkan hatte im Januar 2007 besonders die Gegend um Erndtebrück verwüstet. Der Weg führt durch ein Gebiet, das absichtlich in dem Zustand belassen wurde, den das Unwetter verursacht hatte. Lehrreiche Schautafeln informierten u. a. darüber, dass allein im Forstamt Siegen-Wittgenstein 2,5 Mio. Bäume Opfer des Orkans wurden. Dieser Nachmittag wird allen in Ehrfurcht vor den Naturgewalten in Erinnerung bleiben. Anschließend konnten wir noch im Forsthaus „Waldland Hohenroth“ ein reichhaltiges Angebot an Kuchen genießen und, da an diesem Tage auch eine Treibjagd stattfand, das Ergebnis – also die gelegte Strecke – bestaunen.
Am Samstagabend wurde in die Kirche von Erndtebrück zu einem Theater-Gottesdienst geladen. Dabei führten Schüler der 11. Klassen des Johannes-Althusius-Gymnasiums in Bad Berleburg ein Stück über den Reformator Johannes Calvin auf, der in diesem Jahr 500 Jahre alt geworden wäre. Die Aufführung war informativ und humorvoll zugleich und wurde von einer Schülerband inklusive Gesang begleitet. Sie hat allen sehr gut gefallen. Anschließend klang der Abend mit Gesprächen über Calvin und über den erlebten Tag bei Getränken und Knabbereien aus.
Am Sonntag feierten wir gemeinsam einen Abendmahlsgottesdienst, der durch den Erndtebrücker Chor „Happy Spirits“ sehr schön mitgestaltet wurde. Die Liturgie hielt Superintendent Berk und in ihrer Predigt reflektierte Pfarrerin Schwedusch-Bishara noch einmal das Thema Friedliche Revolution vor 20 Jahren.
Im Anschluss waren die Müggelheimer nochmals zum Mittagessen im benachbarten Vereinsheim eingeladen. In diesem Rahmen wurde bereits ein neues Treffen ffür den Herbst 2010 verabredet. Der Ort – diesmal auf halbem Wege zwischen Müggelheim und Erndtebrück – wird noch festgelegt. Eine Vielzahl der Müggelheimer Gäste fuhr hinterher wieder gen Heimat, während einige noch einen Tag mit ihren Gastgebern verbrachten.
Das Wochenende war für alle Teilnehmer ein beeindruckendes und bewegendes Erlebnis. Neben dem anregenden Programm war es auch die Gastfreundschaft und Herzlichkeit der Erndtebrücker Freunde, für die sich die Müggelheimer sehr herzlich bedanken und sich jetzt schon auf ein Wiedersehen freuen.
Andreas Schmidt, Horst König, Anke Schwedusch-Bishara
Sich auf den Weg machen…
Gedanken zu Advent und Weihnachten
von Pfarrerin Anke Schwedusch-Bishara
In den letzten Wochen haben wir immer wieder vom Fall der Mauer gehört. Diese scheinbar unüberwindliche Grenze konnte nur fallen, weil sich viele Menschen vorher auf den Weg gemacht haben: zu Friedensgebeten, zu kleinen und immer größer werdenden Demonstrationen, nach Ungarn, in die Prager Botschaft… Als endlich die Mauer geöffnet wurde, erlebten die Menschen „grenzenlose Freude“, manche aber auch Furcht und Unsicherheit.
Weihnachten steht vor uns. Für viele wie ein Berg, von einigen freudig erwartet. Da ist die Weihnachtbotschaft in den immer wieder gleichen Worten des Lukasevangeliums verkündet – wie ein Glockenklang aus einer heilen Welt, wie ein Licht in dunkler Zeit, wie eine große Sehnsucht. Die Hirten fürchteten sich, als sie die himmlische Botschaft vernahmen, dann aber liefen sie los! Dieses Wunder wollten sie sehen. Auch die Sterndeuter haben sich auf den beschwerlichen Weg gemacht als sie von der großen Hoffnung eines neugeborenen Königs erfuhren.
Wenn wir Weihnachten erleben wollen, sollten wir uns auf den Weg machen. Dieser Weg ist für viele sehr mühsam: zu viel Arbeit, zu viel Stress, zu viel Konsum, zu viele Vorbereitungen, zu viele Schwierigkeiten mit der Familie, zu viel Einsamkeit, zu viel Trauer.
Wer sich auf den Weg macht, hat immer Ängste, Unsicherheiten und Grenzen zu überwinden. Auch Maria erschrak als sie den Gruß des Engels hörte. Josef war verunsichert als er erfuhr, dass seine Verlobte schwanger war. Die Hirten bekamen Angst als plötzlich die Klarheit des Herrn um sie leuchtete. Herodes und mit ihm ganz Jerusalem entsetzten sich, als sie hörten, dass ein neuer König geboren war.
Was wir heute als „Weihnachtbotschaft“ mehr oder weniger rührselig hören, war die Ankündigung einer großen Veränderung, die Angst, Unsicherheit und Schrecken auslöste.
Ein kleines Kind, das ein großer König werden sollte, der die Gewaltigen vom Thron stößt und die Niedrigen erhebt. Ein Herrscher, der Gerechtigkeit und Frieden bringen würde. Danach sehnen wir uns alle, fürchten uns aber zugleich vor Veränderungen, besonders, dass wir uns dafür verändern müssten. Wir sehnen uns nach Geborgenheit und Liebe und haben doch Angst, die Mauern der Härte und Lieblosigkeit in unseren Herzen abzutragen. Wir klagen über die Schlechtigkeit der Menschen und verschanzen uns oft hinter der Mauer der Vorurteile oder des Misstrauens.
Mögen wir alle diese hoch aufgerichteten Mauern durch Vertrauen, Gewaltlosigkeit und Liebe langsam aber sicher Stück für Stück abtragen. Möge uns die Weihnachtsbotschaft von dem neugeborenen Kind Mut schenken, uns dazu auf den Weg zu machen und mögen auch wir einen Engel hören, der zu uns spricht: „Fürchtet euch nicht!“
Kirchentermine
im Dezember
Gottesdienste:
2. Advent, 6.12., 10 Uhr: Familiengottesdienst – Elternkreis/Pfr. Schwedusch-Bishara; anschließend Kirchenkaffee
3. Advent, 13.12., 10 Uhr: Abendmahlsgottesdienst – Pfr. Fredrichs
4. Advent, 20.12., 10 Uhr: Gottesdienst – Pfr. Wohlfarth
Heiligabend, 24.12.
14 Uhr: Familiengottesdienst mit Krippenspiel – Pfrn.Schwedusch-Bishara
15 Uhr: Familiengottesdienst mit Krippenspiel – Pfrn.Schwedusch-Bishara
16.30 Uhr: Christvesper – Pfrn. Schwedusch-Bishara
1. Christtag, 25.12.
10 Uhr: Gottesdienst – Pfr. Schmidt
Sonntag, 27.12., 17 Uhr: weihnachtlicher Singgottesdienst – Pfrn. Schwedusch-Bishara
Silvester, 31.12., 18.30 Uhr Abendmahlsandacht – Pfrn. Schwedusch-Bishara
Neujahr, 1.1.2010
10 Uhr: Neujahrsgottesdienst – Dr. König
Sonntag, 3.1., 10 Uhr: Gottesdienst – Pfr. Menthel
Konzerte:
3. Advent, 13.12., 17 Uhr, „O, du stille Zeit“ – Konzert des Friedrichshagener Kammerchors
Heiligabend, 24.12., 22 Uhr: Musik zur Christnacht – Angela Höring (Blockflöten), Holger Höring (Orgel)
Krippenspiel - ein Projekt für Kinder: Proben jeweils donnerstags, 15.30 Uhr, Dorfkirche; Dienstag, 23.12., 10 Uhr Generalprobe; Auskunft über unsere Katechetin Simona Behrendt (Tel.: 96 06 79 62)
Konfirmanden: 8. Klasse - mittwochs, 7. Klasse: Di. od. Fr., 17 Uhr in Köpenick, Generalshof 1a (außer in den Ferien)
Junge Gemeinde: dienstags, 18.30 Uhr, Köpenick, Kirchstraße 4 (außer Ferien)
Ökumenische Frauengruppe: Montag, 21.12.,14.30 Uhr, Dorfklub
Adventsfeier der Senioren: Mittwoch, 9.12., 14.30 Uhr, Dorfklub; Wer mit dem Auto abgeholt werden möchte, benachrichtigt bitte telefonisch die Pfarrerin.
Elternkreis: Mi., 16.12., 20 Uhr bei Fam. Klötzsch, Staudernheimer Str. 7
Sprechstunde der Pfarrerin: dienstags, 17 - 19 Uhr, Dorfkirche
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