Müggelheimer Bote
13. Jahrgang, Ausgabe 06/2007
Juni 2007
Müggelheimer Bote

AKTUELL: Fußballturnier zum Angerfest - Wanderpokal vergeben
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Park-Chaos am S-Bahnhof Hirschgarten
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Müggelheim feiert weiter durch den Sommer!
Fischer's Fritze fischt frische Fische
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Serie für den Natur- und Gartenfreund

Morgengang durch den Garten

Von Marianne Schäfer

Der „Wonnemonat“ Mai zeigte sich zu Beginn als „vertauschter April“. Kühl, bewölkt, aber endlich der ersehnte Regen. Leider bringt dieses Wetter auch die Mücken und die Zecken! Wir können und müssen uns gegen diese Insekten schützen. Unsere Pflanzen im Garten sind aber dem Krabbelvolk hilflos ausgeliefert.

Jeden Morgen gehe ich durch meinen Garten. Ich genieße die saubere, frische Luft. Freue mich über die in verschiedenen Farben aufblühenden Akeleien, staune über die vielen Gänseblümchenblüten im Rasen, sehe die immer dicker werdenden Rosenknospen, beobachte die Kohlmeisen, die eifrig ihre Jungen füttern, verweile hier und da und stehe sinnierend bei den prächtigen Akeleien und denke: warum sehen die so anders aus? Kein Blatt ist mehr an der Staude, nur die hellgrünen Stiele und die Blattrippen. Senkrecht aus der Mitte stehen die Blütenstiele mit den sich gerade öffnenden Blütenknospen. Was ist da geschehen? Andere Pflanzen sind nur zum Teil der Blätter beraubt. Ich drehe die Blätter um und da sehe ich grüne, etwa einen Zentimeter lange Raupen, die gierig die Akeleiblätter fressen. So etwas habe ich noch nie in meinem Garten gehabt. Sofort mache ich mich daran, die Raupen zu zerquetschen. Das ist unangenehm und auch noch schmerzhaft, weil die gebückte Haltung nicht sonderlich bequem ist. Von den untersten Blättern nach oben fressen sich die Raupen hoch, bis alles kahl ist.

Der Morgen hat es in sich, aber ich habe das Gefühl, meine Akeleien gerettet zu haben. Nach diesem „Kampfeinsatz“ rufe ich beim Pflanzenschutzamt an. Ja, sagt die freundliche Fachfrau, sie sind die erste, welche den Befall der „Blattwespe“ meldet. Das Auftreten ist viel früher als in den bisherigen Jahren. Die Blattwespe legt ihre Eier unter die Blätter. Daraus schlüpfen kleine Raupen, welche sich satt fressen, sich dann fallen lassen und im Boden verpuppen um zu überwintern. Dann, im nächsten Frühjahr entsteigen sie wieder als kleine Zweiflügler mit wespenähnlichem Aussehen und legen wieder ihre Eier... Natürlich kann man ein Mittel gegen fressende und saugende Insekten spritzen, aber das mechanische Vernichten ist umweltfreundlicher!

Noch einige Tage lang habe ich zwei mal täglich diese Aktion gemacht. Dann konnte ich wieder in aufrechter Haltung durch den Garten gehen und dabei sah ich, dass sich an meinen Rosen auch die Blätter zu kleinen Röhrchen rollten. Die nächste Aktion konnte beginnen. Das ist die Rosen-Blattrollwespe. Sie legt ihre Eier in das Gewebe der Blattunterseite. Dann sticht sie die Mittelrippe an, und ein Stoff wird in das Blattgewebe abgegeben. Deshalb rollt sich das Blatt zu einer Röhre, in der sich jetzt prima geschützt, die kleinen hellen, später grünen Larven entwickeln. Die weitere Entwicklung ist wie bei den zuvor geschilderten Insekten. Also gehe ich mit einer kleinen Schere und schneide die gerollten Blätter ab. Sie kommen in eine Plastiktüte und verschlossen in die Mülltonne.

An den Ästen von Koniferen sehe ich dicke Batzen von orange-braunen glibbrigen Zotten. Das sind die sporenhaltigen Auswüchse des Birnengitterrostes. Dieser Schadpilz dringt tief in das holzige Gewebe der Koniferen ein, zerstört das Gewebe zur Versorgung der Pflanze, der befallene Ast stirbt ab. Bei starkem Befall ist die Konifere nicht mehr zu retten.

Dann hat sich das „Aprilwetter“ in ein warmes Sommerwetter gewandelt. Feuchtwarm, ein super Wuchswetter!

Wieder ein schöner Morgen, die ersten Rosen sind aufgeblüht, die blauen Blütenkugeln des Zierlauchs schaukeln leicht. Warum? Genauer hinsehen und was sehe ich? Dicke, fette Nacktschnecken an den Blättern und am Blütenstiel. Und dann an den Margeriten, den Astern, dem Phlox, an den Tulpenblättern, sogar im Schatten an den giftigen Maiglöckchenblättern und am Fingerhut und und und. Ich sehe nur noch Nacktschnecken.

Natürlich sind die Pflanzen schon mächtig zerfressen, zum Teil sind nur noch Blattfetzen übrig. Ich sehe in mein Schneckenbuch, denn eigentlich liebe ich Schnecken, aber nur die mit Haus, die Weinbergschnecken! Ja, ich lese: Diese großen Weg- oder Nacktschnecken kommen nur in Europa vor. Sie sind Pflanzenfresser, doch verschmähen sie weder Abfälle noch Aas. So ein gefräßiges Volk!

Sie sind von beträchtlicher Größe und haben einen schlanken Körper. Die Färbung ist sehr veränderlich. Von einfarbig orange über hellrot, rotbraun, dunkelbraun bis schwarz. Der Fuß kann farblos sein. An kalten Standorten überwiegen dunkle Formen, an warmen Standorten farbigere Formen. Der Schleim ist sehr klebrig, farblos, wird von Schleimdrüsen in der Oberpartie des Körpers ausgeschieden. Ich habe das Gefühl, schon Hunderte von den Biestern abgesammelt zu haben. Das Problem ist, wenn ich sie in einem großen Glas mit Deckel deponiert habe, was nun? Im Pflanzencenter gibt es Schneckenkorn. In der Gebrauchsanweisung steht: Lockmittel! Die alten Jagdmethode Anlocken und Töten ist in diesem Mittel enthalten. Ich habe ansonsten schon die tollsten Ratschläge gehört. In starke Salzlösung schütten, oder in Seifenpulver und etwas Wasser oder mit kochendem Wasser überbrühen. Tut man dem Wald etwas Gutes wenn man sie in den Wald schüttet? Selbst Igel sollen sie ekelhaft finden! Man kommt einfach in Konflikte!

Am Tag, wenn die Sonne scheint, denke ich, jetzt habe ich alle gefunden. Aber am Abend finde ich wieder so viele und noch viel mehr am frühen Morgen. Da schleimen sie über den betauten Rasen, winden sich an der neu gekauften Clematis zum Blattschmaus empor, schaukeln an den gerade erblühten Taglilienblüten. Wenn die Sonne höher steigt, quetschen sie sich zwischen Steine und Wegekanten, schieben sich in lockere Erdvertiefungen und sind Dank ihrer Tarnfarbe nicht mehr zu sehen. Ach wie war das früher schön, als es in den Gärten keine dicken Nacktschnecken gab!

Aber auch die Blattläuse fehlen nicht. Bei mir vermehrten sich an den Knospenspitzen der Lonicera (Je-länger-je-lieber) grün-graue Läuse so ungewöhnlich stark, dass sich die jungen Triebe bogen. Auch hier habe ich die schnelle Hilfe angewandt: Mit zwei Fingern die Läuse abstreifen und mit kräftigem Wasserstrahl nachspülen.

Die Insekten hatten außergewöhnlich gute Bedingungen ihre Existenz über den Winter zu erhalten. Die Pflanzen haben Stress infolge der extrem kurzen Winterruhe, zu schnellen hohen Temperaturen und dem Wassermangel. Wir müssen wohl erkennen, Klimawandel heißt auch mehr Schädlinge im Forst, in der Landwirtschaft und in unseren Gärten.