Welcher Name passt zu welcher Straße
AG Straßennamen stellt ihre Vorschläge vor
von Peter Belitz
Alle Nummernstraßen in Treptow-Köpenick sollen sukzessive mit Namen versehen werden - so auch in Müggelheim. Um Diskussionen, wie im Vorjahr im Zusammenhang mit der Benennung von Nummernstraßen in den Spreewiesen, zu vermeiden, hat sich eine Arbeitsgruppe „Straßennamen“ mit der Erarbeitung von Vorschlägen befasst. Die Namen sollen sich an historischen oder regional typischen Erscheinungen orientieren. 13 Straßen kommen noch für eine Umbenennung in Betracht.
Rechtlicher Hintergrund für die Umbenennung ist das Berliner Straßengesetz (BerlStrG) vom 13. Juli 1999. Es regelt die Rechtsverhältnisse der öffentlichen Straßen in Berlin. In § 5 wird die Benennung der Straßen geregelt („Die öffentlichen Straßen sind zu benennen, sobald es im öffentlichen Interesse … erforderlich ist“). Das öffentliche Interesse gilt dabei auch für öffentlich gewidmete Privatstraßen. Der Senat von Berlin hat dazu Ausführungsvorschriften zu §5 des Berliner Straßengesetzes erlassen (AV Benennung vom 29.Nov. 2005). In dieser AV ist u.a. festgelegt, die „Benennung von mit Nummern bezeichneten Straßen ist keine Umbenennung“ sondern eine Neubenennung.
Die Nummernstraßen in Berlin wurden einst im Zuge der Ausbreitung Berlins ins Umland als Verwaltungsbezeichnung eingeführt. Dadurch kann es vorkommen, dass manche Nummern mehrfach vergeben wurden. Dies hat in der Folge zu Schwierigkeiten für Feuerwehr, Rettungsdienste, Liefer- und Logistikfirmen geführt.
Eine Rückfrage beim Tiefbauamt ergab, dass die Bewohner von öffentlichen Straßen, die eine Benennung erfahren, keine zusätzlichen Kosten wie für Straßenschilder oder die Änderungen in den Ausweispapieren zu tragen haben. Eine Ausnahme bilden die öffentlich gewidmeten Privatstraßen. Sie werden nur auf Antrag und bei Kostenübernahme durch die Eigentümer benannt.
Wir wollen unsere Vorschläge mit den dazugehörigen Begründungen als erstes der Müggelheimer Bevölkerung bekannt machen. Die nächsten Schritte bei der Benennung der Nummernstraßen sind die Vorstellung der Vorschläge beim Tiefbauamt, sowie die Einreichung über unsere Müggelheimer Abgeordneten in der Bezirksverordneten-Versammlung (BVV).
Die Arbeitsgruppe bittet die Müggelheimer bei abweichenden Meinungen von diesen Vorschlägen, diese der AG mitzuteilen. Richten sie diese bitte an Müggelheimer Heimatverein e.V., 12559 Berlin, Alt-Müggelheim 21, oder Fax: 030-65941533 bzw mueggelheimer-heimatverein@gmx.de oder einfach in den Briefkasten am Dorfklub.
Die Vorschläge der AG-Straßennamen:
- Straße 605 (Benennung in „Seifenkistenberg”): Seit Anfang der 80-er Jahre wird hier das traditionelle Seifenkistenrennen durchgeführt anfangs am „Internationalen Kindertag“, später im Rahmen des Müggelheimer Angerfestes.
- Straße 611 (Benennung in „Walter-Reinhold-Straße”): Walter Reinhold, geboren 1879, war seit 1909 Mitglied der SPD und gehörte von 1929 bis 1933 der Fraktion des Berliner Stadtparlaments an. Im Zuge der Verhaftungswelle nach dem Attentat auf Hitler im Juli 1944, wurde er verhaftet und kam in das KZ Sachsenhausen. Nach dem Kriegsende stellte er sich der provisorischen Gemeindeverwaltung Müggelheims zur Verfügung. Er übernahm die Verwaltung zweier Forstreviere in Müggelheim, sowie für Gartenbau und Landwirtschaft. Anlässlich der 200–Jahrfeier Müggelheims 1947 verfasste er die umfassende Ortschronik und organisierte die Feierlichkeiten. Er setzte sich für den unbedingt notwendigen Anbau der Grundschule 1952 in der Odernheimer Straße ein. Weitere Schwerpunkte seiner Arbeiten für Müggelheim waren die Einführung der Städtischen Müllabfuhr, Befestigung einiger Straßen, Straßenbenennung und Anlage des unbedingt erforderlichen neuen Friedhofs an der Gosener Landstraße. Das Denkmal für Johann Jakob Bayer auf dem Dorfanger geht auf seine Initiative zurück. Am 4. November 1962 verstarb Walter Reinhold.
- Straße 646 (Benennung in „Zu den Breiten Stücken”): Straße mündet an einem ehemaligen Feld der Müggelheimer Bauern. Die Felder wurden etwa bis Mitte der 60er Jahre mit Roggen oder Kartoffeln bestellt. Die Breiten Stücken waren breite Feldstücken der Landeigner. Der Straßenname soll an dieser Stelle den Feldbau der Bauern dokumentieren.
- Straße 647 (Benennung in „Zur Drachenwiese”): Das ehemals bewirtschaftete Feld ist mit buschigen Gehölzen und Mager-Wiesenblumen bewachsen. Diese freien Felder werden im Herbst gerne von Kindern als Drachenwiese benutzt. Die einstigen Felder sind die letzten unbebauten Flächen. Sie sind auch als Durchgang für das Wild von Bedeutung.
- Straße 652 (Benennung in „Zur Senke”): An dieser Stelle ist durch Kies- und Tonabbau eine große Grube entstanden. Die Straße führt am Rande auf dem ebenen Land vorbei. Die Grube wurde nicht verfüllt, sondern die Parzellierung führte durch den Grund und auch die Häuser stehen auf der Sole der Grube. Die gesamte Hälfte der Straße ist so gestaltet und der Name soll das verdeutlichen.
- Straße 653 (Benennung in „Zur Kuhle Wampe”): In Verlängerung der Straße kann man direkt in den Wald gelangen und weiter bis zum Großen Müggelsee. Hier, am Süd – Ostrand des Großen Müggelsees, befand sich etwa ab 1913 der bekannte Zeltplatz „Kuhle Wampe“, auf dem vor allem Arbeiterfamilien den Sommer verbrachten. Etwa ab 1937 wurde der Zeltplatz verboten. Der Straßenname soll an diesen historischen Ort erinnern.
- Straße 655 Variante 1: (Benennung in „Apfelbaumstücken”) ist einseitig parzelliert und bebaut. Die andere Straßenseite ist ehemaliges Bauernland und bewaldet. Zwischen den ehemaligen Kiesgruben siedelten sich im Wildwuchs Kiefern an, welche ohne aufgeästet zu werden, breit und ausladend wuchsen. So etwa wie ein Apfelbaumbusch. Diese örtliche, auch forstliche Bezeichnung, hat sich für das gesamte Gebiet erhalten und der Straßenname soll dies verdeutlichen.
- Straße 655 Variante 2 (Benennung in „Am Wildbusch”): In dem Waldstück haben sich Sträucher, Büsche und Bäume unkontrolliert angesiedelt und vermehrt. Das Unterholz ist teilweise so dicht, dass ein Durchgang nicht mehr möglich ist.
- Straße 659 (Benennung in „Hinter der Düne”) Müggelheims Geologie ist durch die Eiszeit und durch die Nacheiszeit geprägt. Der feinkörnige Sand der Dünen war begehrt zur Mörtelherstellung, besonders zum Aufbau Berlins in der Gründerzeit. Müggelheims schönste Badestelle am Kleinen Müggelsee ist eine ehemalige Landsanddüne. Hier wurde im großen Umfang geschürft. Eine Steg- und Schüttanlage ragte ins Wasser hinein. Die auffälligen Dünen in der Landschaft von Müggelheim sollen an dieser Stelle durch den Straßennamen dokumentiert werden.
- Straße 670 A (Benennung in „Moosweg”): Die Straße endet an einem Bauernwäldchen. Der Waldrand ist mit beinahe undurchdringlichem Gebüsch bewachsen. Durch die Schattenlage wächst dort viel Moos.
- Straße 686 Variante 1 (Benennung in „Am Bauernwäldchen”) liegt in einem gut bebauten Gebiet. Sie endet auf einem Gelände, welches mit Kiefernwald bestandenes Bauernland ist.
- Straße 686 Variante 2 (Benennung in „Pfalz-Zweibrücker Weg”): Die Gründer Müggelheims kamen aus dem damaligen protestantischen Herzogtum Pfalz-Zweibrücken. Der Straßenname soll daran erinnern.
- Straße 691 Variante 1 (Benennung in „Krampenstücken Weg”): Wegen der Nähe zur Großen Krampe wurde dieses Land von den alten Bauern die „Krampenstücken“ genannt. Der Name soll an diese historische Bezeichnung erinnern.
- Straße 691 Variante 2 (Benennung in „Zu den Weingärten”): Einer alten Überlieferung zufolge haben die Pfälzer Einwanderer versucht, hier Wein anzubauen. Dieser Versuch scheiterte, erhalten hat sich die Erinnerung an die ehemaligen Weingärten.
- Straße 695 (Benennung in „Rehwinkel”): In dieser Gemarkung leben sehr viele Wildtiere. Aus diesem Grund soll die Benennung in Rehwinkel erfolgen.
- Straße 696 (Benennung in „An der Himmelswiese”): Die Straße beginnt am „Hirseländer Weg“ und endet an einem Straßenstumpf, welcher das parzellierte ehemalige Bauernland begehbar macht. Ein größerer Teil war schon seit den 30-er Jahren des vorigen Jahrhundert ein eingezäuntes Gelände. Es gehört noch heute dem „Sport- und Erholungsverein Kleiner Müggelsee e.V.“ Viele Jahre standen auf dem Gelände nur Zelte, später entstanden kleine Sommerlauben. Ein selbst errichteter Sportplatz bildete den Mittelpunkt der sportlichen Betätigung. Der Name Himmelswiese steht für naturverbundenes, fröhliches Sportlerleben.
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