Benni und sein Gummibaumblatt

von Ingrid Zweiniger

„Susi, kannst du mal herkommen. Ich muss dir etwas sagen.“

Susi lag vor dem Kamin. Es war mollig warm und das war gemütlich, denn draußen regnete es. Und nun sollte sie diese gemütliche Stelle verlassen, nur weil Strolch etwas mit ihr besprechen wollte.

„Strolch, wo bist du denn? Komm doch her zu mir.“

Strolch hatte gerade seine Hunderunde mit Herrchen und Frauchen gemacht. Man kann auch Hundespaziergang dazu sagen. Er war pitsche patsche nass.

„Prima, Susi, dass du vor dem Kamin liegst, da kann ich mich auch aufwärmen und mein Fell wird schneller trocken. Es macht mir keinen Spaß bei Regenwetter im Müggelwald rum zu rennen. Aber es kann ja nicht jeden Tag die Sonne scheinen. Stimmt’s?“

„Strolch, du bist ein schlauer Hund. Stell dir mal vor, es würde keinen Regen geben, dann wäre unser Müggelwald bald eine Wüste. Weißt du überhaupt, was eine Wüste ist?“

„Na klar weiß ich, was eine Wüste ist, ich bin doch nicht doof“, sagte Strolch, „aber ich will dir was anderes sagen und nicht über Wüste mit dir reden. Ich habe eben im Müggelwald etwas Komisches gesehen. Da kam ein kleiner weißer Hund angelaufen, der hatte am Bauch einen langen, roten Strich. So etwas habe ich noch nie gesehen.“

„Na und, hast du den Hund gefragt, was das für ein langer roter Strich auf seinem Bauch ist?“

„Nein“, sagte Strolch, „habe ich nicht.“ „Dann wirst du ihn zur nächsten Hunderunde fragen. Hoffentlich triffst du ihn auch wieder.“

Eines Tages war es dann so weit. Durch den Müggelwald lief der kleine, weiße Hund mit dem langen, roten Strich auf seinem Bauch.

„Hallo Hund“, rief Strolch, „ich bin Strolch und wie heißt du?“ „Ich heiße Benni, warum willst du das wissen?“ „Ich bin sehr neugierig. Mich interessiert der lange, rote Strich auf deinem Bauch. Ich möchte auch so etwas haben.“

Benni war sprachlos. Er hatte plötzlich wieder diese schrecklichen Erinnerungen an den langen, roten Strich. Aber das konnte Strolch ja nicht wissen.

Er überlegte. Dann sagte er zu Strolch: „Ich sage dir wo ich wohne. Du kommst zu mir und wir können darüber sprechen.“ „Kann ich Onkel Susi mitbringen? Das ist unser Kater und der ist auch so neugierig.“ „Kannst du machen“, sagte Benni, „aber er darf mich nicht kratzen und fauchen darf er auch nicht, denn sonst können wir nicht in Ruhe reden. Außerdem ist Charlie, mein Bruder, auch dabei.“

„Alles klar Benni. Bis bald.“

Nach ein paar Tagen machten sich Strolch und Onkel Susi auf den Weg. Es war nicht weit. Benni und Charlie warteten schon. Sie suchten sich im Garten ein gemütliches Fleckchen, um in Ruhe die Geschichte des langen, roten Strichs zu erfahren.

Benni begann seine Geschichte mit einer Frage: „Kennt ihr einen Gummibaum?“ Onkel Susi und Strolch waren erstaunt. „Kennen wir nicht. Was ist das für ein Baum? In unserem Garten wächst so etwas nicht.“

„Also passt auf. In unserem Haus steht ein Gummibaum. Er hat schöne, große, grüne Blätter. Eines Tages liegt ein Blatt auf dem Fußboden. Ich hatte Lust damit zu spielen. Und als ich mit dem Spielen fertig war, setzte ich mich gemütlich in eine Ecke und fange an, an dem Gummibaumblatt zu knabbern. Es war knackig und was komisch war – es kam Milch raus. Also ich lecke die Milch von dem Blatt ab und auf einmal wird mir so komisch. Ich rufe Charlie und der rennt zu Frauchen. Und dann weiß ich nichts mehr.

Frauchen ist mit mir zum Arzt gefahren und der hat mir den Bauch aufgeschnitten. Er hat den ganzen giftigen Gummibaumblattmist raus genommen und den Bauch wieder zugenäht. So, und diese Naht ist der lange, rote Strich auf meinem Bauch. Alles klar?“

„Ja, es ist alles klar“, sagten Onkel Susi und Strolch, „aber es tut uns leid, dass du so etwas Schlimmes erlebt hast.“

„Ok, es ist vorbei“, sagte Benni, „aber was haltet ihr davon, wenn wir jetzt überlegen, wie wir andere Tiere davor warnen können, an Gummibaumblättern herumzuknabbern?“

„Das ist eine prima Idee“, riefen Onkel Susi und Strolch. „Und wir wissen auch schon, wie wir das machen. Wir sprechen mit Frauchen und die bittet den Müggelheimer Boten, dass er unseren Aufruf aufschreibt, damit ihn alle Menschen und Tiere lesen können.“

Und hier ist der Aufruf von Benni, Charlie, Onkel Susi und Strolch:

Liebe Tiere!

Gummiblätter sind giftig. Deshalb dürfen diese Blätter nicht angeknabbert oder aufgefressen werden. Bitte auch nicht damit spielen!

Euer Müggelwaldteam