Geschichten aus dem Müggelwald |
Ostern - ein Frühlings- oder Winterfest?
von Ingrid Zweiniger
„Ostern, Ostern ist es nun bald!“ Aus dem Müggelwald hörte man einen fröhlichen Gesang. Eine Osterhasenkaravane stapfte durch den Schnee. Sie war auf dem Weg in die Osterhasenmalwerkstatt. Auch wenn der Müggelwald noch tief verschneit war und die Hasen sich kalte Ohren holten, weil ihnen der Schnee bis an den Kopf reichte. All das durfte das Osterfest nicht ausfallen lassen. Die Arbeit musste beginnen.
Die Karawane war angekommen. Die Osterhasen wurden von ihren Freunden erwartet. Wildschweine, Füchse, Eichhörnchen, Vögel - alle waren gekommen um zu helfen. „Hallo Freunde. Schön das ihr da seid“, rief der Osterhase, „aber ihr wart ja schon fleißig. Ihr habt auf dem Weg und vor der Werkstatt den Schnee weggeräumt. Prima, Freunde. Na dann kommt mal rein.“
Als der Osterhase die Tür aufmachte, blieb er wie versteinert stehen. In der Osterhasenwerkstatt war es mollig warm. Im Kamin brannte ein Feuer. „So etwas gibt es gar nicht. Ihr seid ja richtige Freunde. Mir kommen gleich die Tränen. Danke!“
„Nun hör auf zu heulen“, riefen die Tiere, „denkst du, das haben wir umsonst gemacht? Das größte Osternest, was du je gefüllt hast, das ist der Preis für die warme Osterhasenmalwerkstatt. Ha ha ha - war ein Scherz.“
Die Tiere machten es sich gemütlich, die Hasen wärmten ihre kalten Ohren und Füße. „Wenn ihr schon alle hier seid“, sagte der Osterhase, so können wir doch gleich über die Vorbereitungen zum Osterfest sprechen. Ihr helft doch alle wieder mit?
„Na klar, Freund Osterhase, wir sind wieder dabei“, riefen die Tiere.
„Könnt ihr jetzt mal einen kleinen Augenblick ruhig sein. Ich möchte doch noch einiges mit euch besprechen. Es gibt Dinge, die mir Sorgen machen.“ Der Osterhase sah etwas traurig aus als er das sagte.
„Was hast du denn?“, fragte das Wildschwein besorgt. Es nahm den Osterhasen in die Arme und drückte ihn. „Hör auf, du piekst, du Wildschwein.“ Alle Tiere mussten lachen. Es sah aber auch zu lustig aus, wie der kleine Hase im Arm des großen Wildschweins lag.
„Also passt auf. Es gibt einige Dinge, die mir Angst machen. Wo finde ich denn meine glücklichen Hühner, um von ihnen die Eier zu holen. Die Hühner sind doch jetzt alle eingesperrt, darüber können sie nicht glücklich sein. Und dann habe ich gehört, dass wir in ein paar Jahren vor lauter Lärm im Müggelwald nicht mehr in Ruhe unsere Ostereier bemalen und verstecken können. Vielleicht platzen die Eier sogar, weil sie den Lärm nicht mögen.“
„Was denn für ein Lärm?“, fragten die Tiere. „Na Lärm von Flugzeugen“, sagte der Osterhase, „die dürfen nämlich in ein paar Jahren zu Hunderten am Himmel herumdüsen, so wie sie wollen. Na, wie sie wollen nicht, aber so ähnlich.“
„Ach, jetzt wissen wir auch, warum so viele Menschen in dem kleinen Dorf am Rande des Müggelwaldes so traurig aussehen. Das hat bestimmt etwas mit dem Lärm zu tun. Osterhase, beruhige dich, denn das sind wirklich schlimme Dinge, die dich durcheinandergebracht haben. Trotzdem, wir helfen dir das Osterfest vorzubereiten.“
Der Osterhase ruhte sich erst einmal aus. Am nächsten Tag machte er sich auf den Weg nach Friedrichshagen. Er holte die Eier von den unglücklichen Hühnern vom Friedrichshagener Wochenmarkt und schleppte sie in die Osterhasenmalwerkstatt. Dort stand alles schon bereit. Pinsel, Farben, Schleifen und alles was man brauchte, um die Eier zu bemalen und die Nester zu basteln. Nur das Moos für die Osternester fehlte noch. Es lag versteckt unter der dicken Schneedecke.
Aber die Tiere waren zuversichtlich. Bis zum Osterfest waren es noch drei Wochen und bis dahin war der Schnee bestimmt weggetaut und die bunten Ostereier konnten auf das grüne Moos in den Osternestern gelegt werden.
Na dann, fröhliche Ostern!!!
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