Müggelheimer Bote
11. Jahrgang, Ausgabe 7/2005
Juli 2005
Müggelheimer Bote

Inhalt
Dorfanger soll schöner werden
Stadtjäger soll Wildschweinen den Garaus machen
Angerfest mit Höhen und Tiefen
Wermutstropfen beim Kita-Sommerfest
Müggelheimer Kinder sind die Stars!
Musikschüler: Von der Ballade bis zum Boogie
9. Oldtimer-Rallye mit eingebauten "Gemeinheiten"
Arbeitgeber in und um Müggelheim: Im Dienste der Kunden
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Rosensommer

von Marianne Schäfer

Der vergangene Juni bescherte den Rosenliebhabern eine besonders reiche Blütenpracht. Sie ist zwar auch noch nicht zu Ende, aber die Liebhaber von „ Historischen Rosen“ schwelgen immer schon ab Anfang Juni in einem wahren Blütenrausch. Wer Rosen liebt, hat sie längst überall wo es nur irgend geht gepflanzt. Rosen müssen durchaus nicht den ganzen Tag volle Sonne haben. Im Gegenteil, eine leichte Schattenphase am Tag tut ihnen gut, sie verblassen nicht so schnell und die Blüte hält länger.

Gartenrosen könnte man, ganz grob betrachtet, in zwei sehr verschiedene Gruppen einteilen. In Alte Rosen und Moderne Rosen. Alte Rosen wurden in der Zeit vor 1900 eingeführt, die meisten Modernen Rosen in der Zeit danach. Was sind Alte Rosen, treffender „Historische Rosen“ genannt, wo kamen sie her? Die Historischen Gartenrosen gibt es schon seit Jahrhunderten, schon seit Beginn der Zivilisation im Mittleren Osten. Von dort haben die Menschen sie nach Griechenland, später nach Rom und danach durch ihre Reisen in ganz Europa verbreitet.

Die Rose ist in der griechischen Mythologie und im christlichen Glauben verwurzelt. Sie steht auch für Kulturgeschichte. Ein Beispiel in Frankreich ist Kaiserin Josephine. In Napoleons Abwesenheit hatte sie das verwahrloste Château La Malmaison und den dazu gehörigen Park, die Felder und Wiesen gekauft und mit den Jahren wieder zu einem berühmten Anwesen mit sehenswertem Rosengarten herstellen lassen. Mehr als 200 Rosensorten hatte sie, trotz Seeblockaden, aus aller Welt gekauft und in den Rosengarten pflanzen lassen. Am Château, an Säulen und an Tempeln rankte sich die „Königin der Blumen“ empor, der Park hatte eine zauberhafte Atmosphäre. Ihren Gästen erklärte die Kaiserin gerne die Besonderheiten der einzelnen Rosensorten.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts ließ die Beliebtheit der Alten Rosen langsam nach, zumal Anfang des 20. Jahrhunderts die überwältigende Konkurrenz der Teehybriden mehr und mehr zunahm. Zum Glück sind in besonderen Gärten viele Historische Rosensorten erhalten geblieben. Die Rose hat seit ihrer Verbreitung nie an Beliebtheit verloren und ist in fast allen Gärten der Welt anzutreffen.

Was ist nun das Besondere an den Historischen Rosen? Und warum steigt die Zahl ihrer Liebhaber immer mehr? Es ist der Charme den der ganze Rosenstrauch ausstrahlt. Die scheinbare Zerbrechlichkeit des Strauches, die Haltung der Blüten, die milden Farben und der betörende Duft. Ihre Blüten sind so unterschiedlich, wie man es kaum beschreiben kann. Ihre größte Schönheit ist im voll erblühten Zustand.

Alle Phasen davor und danach beginnen mit Veränderungen der Blütenblätter. Die dicken Knospen öffnen sich wie ein Kussmund, dann entfalten sie die Blütenblätter, bei den stark gefüllten Sorten weit mehr als 80. Entweder sie rollen sich nach außen, oder sie formen sich zu einer Kugel, oder sie schieben die inneren Blütenblätter zu einem Blütenball hervor. Auch die Farbe kann sich verändern. Sie kann verblauen oder ins Violett spielen, sogar bis zu Braun wechseln, oder verblassen und fahl werden. Die Farbe verändert sich abhängig vom Standort und vom Boden. An einem sonnigen Tag wirken die Blüten anders als an einem trüben. Auch kann sie bei später Herbstblüte wieder ganz anders aussehen.

Von großer Bedeutung ist der wunderbare Duft. Er ist schwer zu bestimmen und wird mit den Düften anderer Blumen definiert: Myrrhe, Maiglöckchen, Veilchen, Flieder, auch Gewürznelken, Apfel und Himbeere. Die meisten Historischen Rosenpflanzen sind gesund und kaum frostempfindlich. Auf eigener Wurzel wandern sie, das heißt durch den Zaun, durch Steinwälle, durch Wege und natürlich auch durch den ganzen Garten. Sie halten ein ganzes Leben mit uns aus und noch viel länger.

Genau durch diesen Umstand bin ich an meine Rosenpflanzen gekommen. Hinter einer Friedhofsmauer hab ich einen Ausläufer mit einer Scherbe ausgeschabt. Eine Pflanze hab ich vor einem Bagger gerettet, eine Pflanze aus einer Hecke befreit und eine aus einem See gezogen. Alle sind angewachsen und blühen zu meiner größten Freude. Aus den einstigen kleinen Findlingen entwickelten sich kleine Sträucher in einer Höhe von etwa 1,20m bis 1,50m.

Eine andere Sache ist die Sortenfindung. Ich habe einen ganzen Stapel von Rosenbüchern, alle mit wunderschönen Farbfotos. Aber jeder Autor beschreibt emotional seine Rosen und die Fotos zeigen die Blüte in einer Phase, die man gerade nicht deuten kann. Einmal habe ich einen ganzen Strauß Historischer Rosenblüten ins Rosarium in Sangerhausen mitgenommen. Gemeinsam mit einer Garteningenieurin haben wir versucht die Sorten zu bestimmen, es ist kaum zu glauben, aber wir haben nur von meiner Lieblingsrose den Namen ermitteln können. Sie heißt: „Celestial“. Ihre mittelgroße Blüte hat einen zarten Charme. Die Blütenblätter sind transparent wie Seide, halb gefüllt. Kleine innere Blütenblättchen falten sich nach innen und gelbe Staubgefäße betonen die Mitte. Ihre Farbe ist von weichem Rosa. Ihr Duft ist frisch-fruchtig und das leicht graugrüne Laub deutet auf eine Zugehörigkeit zur Alba Klasse.

Der Mensch fand die wilde Blume und formte sie nach seinen Wünschen. Anfangs durch die Auswahl von Zufallssämlingen, später nach neuen Zielen. Alte, oder besser Historische Rosen sind nur ein Teil der großen Rosenfamilie mit so unterschiedlichen Gestalten und Farben, wie man sie sich früher nicht vorstellen konnte. Die Einteilung erfolgte in verschiedenen Klassen: Gallica-Rosen, Damascena-Rosen, Alba-Rosen, Zentifolia-Rosen, Moos-Rosen, Portland-Rosen, Bourbon-Rosen, Remontant-Rosen, die Teerosen und zuletzt die neue Klasse der Englischen Rosen.

Die Gallica-Rose ist in Mittel- und Südeuropa heimisch. Sie wird auch „Provinz-Rose“ genannt. Gallica-Rosen sind die ältesten der wirklich Alten Rosen. Sie bilden kleine Sträucher, ideal für kleine Gärten und haben keine besonderen Bodenansprüche. Die Triebe sind fein bestachelt, die Blätter oval, etwas zugespitzt und grob gemasert, meist dunkelgrün. Bei den Blüten dominiert dunkles Rosa und beinahe Karmesinrot, auch Farbmischungen von Purpur, Violett und Mauve, gestreift, gesprenkelt und marmoriert. Fast alle Sorten sind stark duftend.

Der Ursprung der Damascena-Rose und ihre Entstehung ist nicht klar nachzuweisen. Angeblich wurde sie in Persien in großem Umfang kultiviert. Die Sträucher werden höher als andere Rosen. Sie hat einen lockeren Wuchs, ist stärker bestachelt und die Blätter sind länglich, spitz und grau/grün. Die Blütenfarbe ist meistens ein klares Rosa, der Duft sehr stark. Ihre Erscheinung ist anmutig vom Wuchs und Laub.

Die Alba-Rose bildet eine weitere große, sehr alte Gruppe. Sie war schon in der Antike bekannt Im Mittelalter war sie weit verbreitet, wurde auch zu medizinischen Zwecken verwendet. Es gilt als sicher, dass die Alba eine natürliche Kreuzung zwischen Damascena-Rosen und Rose-canina, (Hundsrose = unsere gewöhnliche Heckenrose) ist. Die Alba-Rosen bilden eine bedeutsame Gruppe. Ihr Wuchs ist stark, oft 1,80?m und höher. Die dominierende Farbskala ist, wie der Name sagt, weiß, aber auch Zartrosa und Rosa. Die Blüten sind sehr ansprechend und elegant, der Duft ist angenehm. Das Laub ist charakteristisch blau/grün. Sie ist sehr langlebig.

Die Zentifolien galten lange Zeit als sehr alt, aber heute weiß man, dass sie irgendwann zwischen dem frühen 17. und dem Beginn des 18. Jahrhunderts entstanden ist. (Kreuzung aus verschiedenen anderen Rosenarten). Sorten dieser neuen Rosenklasse waren sehr beliebt. Auf alten Gemälden war sie vielfach abgebildet. Die Pflanze hat einen lockeren Wuchs, mit großen und kleinen Stacheln, die Blätter sind groß, rundlich und breit gezähnt; die Blüten ziemlich schwer und kugelig nickend. Ihre Hauptfarben sind warme Rosatöne. Sie sind bekannt für ihren herrlichen Duft.

Moos-Rosen sind Zentifolien, welche an ihren Kelchblättern moosartige Auswüchse entwickelt haben. (Chromosomenveränderung). Erstmals registriert wurde sie 1669 in Frankreich. Die Einfuhr von China-Rosen Ende des 18. Jahrhunderts brachte in Europa gravierende Veränderungen in der Rosenzucht. Das Revolutionäre bezog sich nicht nur auf die Eigenschaft des wiederholten Blühens. Es waren völlig andere Rosen, mit glatten Blättern und weniger Stacheln. Das Farbspektrum war viel größer: Gelb, kräftiges Rot und alle Farbmischungen daraus, nahmen nun ihren Einfluss in die Europäischen Rosenzüchtungen.

Eine erste neue Klasse mit dem neuen China Potential entstand, die Portland-Rosen. Die Eigenschaft des Remontierens war erstmalig mit den Alten Rosen gekreuzt. Die neue Klasse wurde bald verdrängt von den Bourbon-Rosen und bald danach von den Remontant-Rosen.

Schon 1835 kam die erste Teerose auf den Markt, wobei sie zunächst „Tea Scentend China Roses“ genannt wurde. Das wurde dann in Teerose gewandelt.

Diesem Kurzabriss kann man entnehmen, wie die Rosenzüchtung sich entwickelt hat und wie groß der Unterschied zwischen den Historischen Rosen zu den modernen Rosen ist. Die Entwicklung der modernen Rosenzüchtung hatte ich schon einmal im Sommer 1998 geschildert. Vielleicht konnte ich Sie begeistern, es auch einmal mit solch einem Historischen Röslein zu probieren. In speziellen Rosenbaumschulen kann man sie wieder erhalten.