Müggelheimer Bote
10. Jahrgang, Ausgabe 12/2003
Dezember 2003
Müggelheimer Bote

Inhalt
Schneller zum S-Bahnhof Köpenick
Förderverein treibt Pläne für Ev. Gymnasium voran
Feueralarm in der Schule
Silvester - Bräuche und Historie
Weihnachtsmarkt lockte bei strahlendem Sonnenschein
Sportlergrößen: Karate-Meister Michael Bock
Landrat im "Lieblingskreis" des Kaisers
Weitere Meldungen
Gedanken aus Müggelheim
Aus den Vereinen
Leserbriefe
Aus der BVV
Kleinanzeigen
Kirche
Serie für den Natur- und Gartenfreund
Geschichten aus dem Müggelwald
Archiv
Müggelheim im Internet
Impressum
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Müggelheimer Bote
 

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

wir wünschen Ihnen ein harmonisches Weihnachtsfest und ein glückliches und friedliches 2004!

Von den Ursprüngen des Jahreswechsels bis heute

Nicht immer und überall wurde das neue Jahr mit dem 1. Januar gefeiert. In den unterschiedlichen Ländern wurde der Jahreswechsel zu den verschiedensten Terminen begangen. Erst die Einführung des Gregorianischen Kalenders im 16. Jahrhundert brachte eine gewisse Vereinheitlichung. Mit dem Ende des 17. Jahrhunderts gab es zumindest in Europa einen einheitlichen Jahresanfang - den 1. Januar. Dieser nun festgelegte Termin hatte allerdings Auswirkungen auf andere Feste und Bräuche. So wurde beispielsweise bis zur Vereinheitlichung in Schweden das Lucia-Fest als Jahreswechsel gefeiert.

Der Name Silvester für den 31. Dezember ist christlichen Ursprungs - Papst Silvester I. ist der Tagesheilige für dieses Datum. Dieser Festtag wurde von der Kirche seit dem Jahr 354 gefeiert. Der Heilige Silvester I. wurde am 31. Januar 314 zum Papst gekrönt und starb am 31. Dezember 335 in Rom. Doch obwohl der heute gebräuchliche Name des Festes kirchlichen Ursprungs ist, ist das Neujahrsfest im Wesentlichen ein weltliches Fest.

In Rom fanden anlässlich des Neujahrstages ausschweifende Feierlichkeiten statt, mit Ess- und Trinkgelagen. Von den Christen wurde dieses heidnische Treiben gänzlich abgelehnt. Die Kirche versuchte dagegen anzugehen, indem sie den Tag zum Fasten- und Bußtag ernannte. Doch weder Mahnungen noch Drohungen fruchteten. Gegen Ende des ersten Jahrtausends entwickelten sich sogar der Brauch, Narrenfeste zu veranstalten mit Maskeraden, dekadenten Liedern und unzüchtigen Tanzveranstaltungen. Gottesdienste wurde parodiert und selbst Kleriker verkleideten sich als Narrenbischöfe. In Paris hielt sich dieser Brauch sogar bis ins 15. Jahrhundert, obwohl mit der Exkommunikation gedroht wurde.

Im 13. Jahrhundert hatte die Kirche jedoch bereits versucht andere Wege zu gehen indem sie diesem Tag einen christlichen Touch gab: Die „Beschneidung des Herrn” sollte an diesem Tag begangen werden. Und wirklich gibt es dafür einen Beleg in der Bibel. Im Neuen Testament (2,21) steht beschrieben, dass sich der kleine Jesus acht Tage nach seiner Geburt dem Beschneidungszeremoniell unterzog. Dennoch können alle kirchlichen Bemühungen gegen das Neujahrsfest im Laufe der Geschichte als gescheitert betrachtet werden.

Viele der heutigen Bräuche haben ihren Ursprung immer noch in den altrömischen aber zum Teil auch germanischen Riten. Wenngleich sich die ausgelassenen Feiern, Essen, Trinken und letztlich das Feuerwerk eher auf die Nacht vor dem Neujahrstag verlagert haben. sip


Meine liebe, gute Mama,

. . . da wären wir denn beim neuen Jahreglücklich angelangt und den herzlichsten Glückwünschen für dasselbe, stellt sich weiter nichts in den Weg. Erhalte Dich Gott Deinen Kindern und Deine Kinder Dir, erlebe außerdem so viel Freude an ihnen wie man an Menschen erleben kann, was nicht allzuviel ist, denn die Menschen taugen nichts und auch die besten sind Package. Eine Ausnahme macht meine Frau, die darauf dringt, daß ich das eigens hervorhebe. Ich thu es mit Vergnügen. Übrigens ist sie, unberufen und unbeschrien, recht gut. Gott mache sie nicht schlimmer. Mit diesem Wunsche und unter Wiederholung der herzlichsten Wünsche für Dein und Schwester Lieschens Wohl, wie immer Dein Theodor.

An Lieschen
Habe ein heiteres, fröhliches Herz
Januar, Februar, März,
Sei immer mit dabei
Im April und Mai,
Kreische vor Lust
In Juni, Juli und August
Habe Verehrer, Freunde und Lober
In September und Oktober
Und bleibe meine gute Schwester
bis zum Dezember und nächstem Sylvester.

(Aus einem Brief Theodor Fontanes an seine Mutter und seine Schwester)


Vom Peitschenknallen und dem guten Rutsch

Bräuche zu Silvester

Der Jahreswechsel geht bei den meisten Menschen mit dem Bedürfnis einher, zu wissen, was das neue Jahr bringt. Um diesen Blick in die Zukunft ranken sich etliche Bräuche. Am weitesten verbreitet ist es Zinn, Blei oder Wachs in eine Schüssel kalten Wassers zu gießen und die Formen zu deuten. Die gegossenen Figuren wurden von den Anwesenden gemeinsam interpretiert. Häufig warf man sie als Schattenbild an die Wand, um sie besser erkennen zu können.

Selbst das Silvesterfeuerwerk geht auf einen alten Brauch zurück. Mit Lärm und Licht wollte man die bösen Mächte bannen, die bevorzugt in der Nacht zwischen den Jahren ihr Unwesen treiben sollten. Die Germanen benutzten Peitschen, Rasseln und Dreschflegel dafür. Kirchengeläut, Pauken und Trompeten halfen im Mittelalter gegen die bösen Geister. Das Schießen mit Böllern und Gewehren kam erst mit der Verbreitung des Schwarzpulvers in den Zeiten der Renaissance auf. Besonders Ludwig XIV. war für seine gigantischen Feuerwerksspektakel bekannt. Heutzutage dient die Silvesterknallerei weniger dem Vertreiben des Bösen, als vielmehr der Freude. In den Alpenregionen hat sich übrigens das Peitschenknallen zur Begrüßung des neuen Jahres über die Jahrhunderte hinweg gerettet.

Nicht zuletzt wünschen sich in unseren Breitengraden die Menschen gegenseitig alles Gute für das neue Jahr und geben dem häufig mit einem Glücksbringer Ausdruck. Der kann verschiedenste Formen haben - schwarze Katzen, Schornsteinfeger, Schwein, Kleeblatt, Fliegenpilz, Marienkäfer oder auch ein Centstück. Der Wunsch „guten Rutsch“ hat weniger mit der heutigen Bedeutung des Rutschens zu tun. Er stammt vermutlich vom hebräischen Namen des jüdischen Neujahrsfestes „Rosch Hashana“ ab, was soviel heißt wie Kopf oder Anfang des Jahres. Und das Wort Prosit, wenn wir uns um Mitternacht „Prosit Neujahr“ wünschen stammt aus dem Lateinischen. Das Wort bedeutet übersetzt „es möge gelingen“. In diesem Sinne: Guten Rutsch und Prosit Neujahr! sip