Serie für den Natur- und Gartenfreund
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Der Frühling ist endlich da
Nach etlichen milden Wintern war der vergangene mal wieder so richtig knackig. Lange waren die Gewässer fest zu gefroren und im Garten konnte man absolut nichts machen. Das ist nun vorbei, der Frühling ist da. Das Eis ist aufgebrochen, leise klingeln die Eisschollen, wenn sie aneinanderstoßen.
Ein paar milde Tage und schon sind die ersten Kraniche und Wildgänse zu hören. Etwa am 10. März begannen die Haseln zu blühen, aber die Schneeglöckchen waren noch ganz kurz, fest steckten die Blütenknospen zwischen den schmalen Blättchen. Es ist doch erstaunlich, wie die zarten Triebe sich durch die steinhart gefrorene Erde schieben. Als ziemlich Frost unempfindlich hat sich meine gelbe Zaubernuss bewiesen. Alle Schnee- und Frostattacken hat sie mit ihren „Fusselblüten” durchgestanden und blüht noch immer.
Morgens, wenn die Sonne scheint, habe ich nur einen Gedanken: Raus in den Garten. Dicht am Haus haben viele Elfenkrokusse ihre hell-violetten Blütenkelche geöffnet. Safrangelb stehen in der Mitte der Griffel und die Staubgefäße. „Safran macht den Kuchen geel”, dieser Schlussvers eines alten Kinderreims ist fast alles, was vom Safran, einer einst begehrten Kulturpflanze alter Zeit, im Gedächtnis der heute lebenden Kinder übriggeblieben ist. Vor 150 Jahren war Safran als Würze in Speisen und Getränken, auch in der Bäckerei und in der Heilkunde noch von Bedeutung. Safran wurde von einem herbstblühenden Wildkrokus gewonnen.
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Ich gehe weiter durch den Garten. Meine Schneeglöckchen haben nun auch ihre Stielchen gestreckt. Besonders unter Gehölzen stehen sie in Büscheln und lassen ihre weißen dreizipfligen Blüten hängen. Noch auffälliger sind die Schneeglöckchen mit den gefüllten Röckchen. Beim leisesten Windhauch schaukeln sie alle. Auf kurzem, strammen Stiel stehen die Winterlinge mit ihren lackgelben Blütenschälchen und dem gezackten Blätterkragen dazwischen. An anderer Stelle ducken sich die weißen Blütenknospen der Christrose noch an die Erde. Da die Pflanze nur wenige Blätter hat, habe ich im Herbst als Winterschutz Eibenzweige um sie gesteckt. Die kann ich nun wegnehmen. Auch die Himmelsschlüssel brauchen keinen Schutz mehr. An anderer Stelle weiß ich das Tränende Herz. Ob sie ihre rosa Triebe schon aus dem Wurzelstock schieben will? Vorsichtig hebe ich das Hasellaub – tatsächlich, sie wollen auch schon wachsen. Die weißblühende Magnolie hat ihre vielen Knospen noch in den pelzigen Hüllen vor späten Frösten geschützt. Das war bloß ein kleiner Morgenrundgang, dabei ist fast eine Stunde vergangen. Ich habe gesehen was im Garten für Arbeit auf mich wartet. Geht es Ihnen auch so, dass Sie es gar nicht abwarten können nach der langen Winterruhe? Endlich wieder im Garten arbeiten!
Oder meinen andere Gartenbesitzer das der Garten nur zum Genießen da ist? Karl Foerster, der bekannte Staudenzüchter sagte zu seinen Kunden: „Legen sie sich doch einen Garten für intelligente Faule an”. Er meinte damit eine veränderte Gartengestaltung gegenüber der damals üblichen tristen Beetbepflanzung. Der Garten ist ein Stück Natur und kann auch so natürlich gestaltet werden. Ein dichtes und abwechslungsreiches Bepflanzen von kleinen Gehölzen, Stauden, Gräsern, Rosen, Zwiebelblumen und Knollen, Bodendeckerpflanzen und Sommerblumen. Sicherlich meinte er auch: Intelligent ist man, wenn man vor der Bepflanzung alle Unkräuter, besonders die Wurzelunkräuter wie: Winde, Schachtelhalm, Quecke und Giersch gründlich entfernt. Eine dichte Bepflanzung verhindert, dass Unkraut sich entwickeln kann. Lücken im Beet werden von anderen Pflanzen überwachsen. Das Mulchen kannte man damals noch nicht. Es ist eine Bodenbedeckung mit verrottbaren Pflanzenteilen wie Laub, Stroh auch Rhabarberblättern zum Beispiel. Es verhindert die Austrocknung des Bodens und den Unkrautwuchs. Das Pflanzen von Bodendeckerpflanzen kann die gleiche Funktion erfüllen. Man kann sich also die Gartenarbeit leichter machen.
Wer so viele Pflanzen in seinem Garten hat, muss auch dafür sorgen, dass sie ausreichend Nährstoffe bekommen. Der beste Garant für gutes Wachstum ist die Komposterde aus dem eigenen Garten!
Der verstorbene Müggelheimer Walter Reinhold war viele Jahre Vorsitzender der Müggelheimer Siedlergemeinschaft. Als ehemaliger Gärtner sagte er den Siedlern: „Zeig mir deinen Komposthaufen und ich sage dir, wie du deinen Garten bewirtschaftest”.
In den Nachkriegs –Hungerjahren war es wichtig, Gemüse und Obst für die Ernährung der Familie zu erwirtschaften.
Alle Pflanzenteile die aus dem Garten anfallen, auch Küchenabfälle können auf den Komposthaufen. Ausnahmen sind: Walnusslaub, große Mengen von anderem Laub, Nadeln von Nadelbäumen. Das jetzt anfallende Staudenkraut von Phlox, Astern, Fetthenne usw. kommt zerkleinert, bei einem neu anzulegenden Kompost zuerst auf den Boden. Alles weitere Material verteilt man darüber. Grobe Pflanzenteile sollten vorher geschreddert werden. Der Kompost sollte nicht breiter als etwa 0,80 Meter sein. Die Länge ist beliebig. Er soll nicht in sonniger Lage angelegt werden, weil eine gewisse Feuchtigkeit wichtig für den Rotteprozess ist. Genau so wichtig ist eine gute Durchlüftung. Unter Sauerstoffmangel tritt sonst Fäulnis ein. Es ist also ein biologischer Kreislauf – was die Pflanzen zum Wachstum brauchten, kam aus der Erde. Teile der Pflanzen werden wieder zu Erde. Dieses ist ganz im Sinne der nachhaltigen Lebens- und Arbeitsweise.
Den Begriff der „Nachhaltigkeit” prägte vor vielen Jahrzehnten ein Förster. Sinngemäß heißt das: Bei allen Produktionsprozessen soll nur so wenig Energie und Rohstoff verwendet werden, wie unbedingt nötig, damit die folgenden Generationen auch noch leben können. Genau das ist eines der wichtigsten Anliegen der AGENDA 21.
Wenn ich jetzt so daran denke, was ich im Garten alles zu bearbeiten habe, kann man da faul sein? Das will ich auch gar nicht, denn arbeiten im Garten macht Spaß, macht beweglich, macht Freude. Und wenn alles grünt und blüht bin ich glücklich! MS
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