Müggelheimer Bote
14. Jahrgang, Ausgabe 2/2008
Februar 2008
Müggelheimer Bote

Inhalt
Vandalismus: Graffitis am häufigsten
Radfahren ist gut - sicher fahren ist besser
Ohren- und Augenschmaus beim 2. Müggelheimer Kulturwochenende
Zwei- und Vierbeiner auf "Leckerli-Tour" im Müggelwald
Wetterfrosch tanzt im Kaniswall
Weitere Meldungen
Karikatur
Gedanken aus Müggelheim
Aus den Vereinen
Neues aus Treptow-Köpenick
Leserbrief
Kleinanzeigen
Heimatverein
Kirche
Serie für den Natur- und Gartenfreund
Geschichten aus dem Müggelwald
Archiv
Müggelheim im Internet
Impressum
© 2008
Müggelheimer Bote





Realisation:
www.lektoria.de
 

Ohren- und Augenschmaus beim 2. Müggelheimer Kulturwochenende

von Simone Jacobius

„Grandios, ganz große Klasse”; „Ist ja ein Ding, was Müggelheim so zu bieten hat”; „Danke, danke danke - wir freuen uns schon aufs nächste Kulturwochenende”. Die Lobeshymnen direkt im Anschluss an das „2. Müggelheimer Kulturwochenende” in Neu-Helgoland rissen nicht ab. Und es war auch wieder eine Show... Die Veranstalter hatten für jeden Geschmack etwas dabei - Freitag, Samstag und Sonntag. Und das Schöne: Alle Künstler traten kostenlos auf, weil das Motto „von Müggelheimern für Müggelheimer” lautet.

Der Schauspieler Dietmar Obst begeisterte mit seinem „Applaussammler”.

Initiator Peter Augustinski fielen mit jeder Stunde mehr Steine vom Herzen und am Ende des dritten Tages hieß es dann: „Wenn Sie es möchten, legen wir vielleicht in zwei Jahren das Kulturwochenende erneut auf.” Beifall und erste Stellungnahmen bringen ihn jetzt in Zugzwang: In zwei Jahren sehen wir uns bestimmt wieder!

Etwa 550 Zuschauer kamen an den beiden Abenden und dem Familiensonntag. Doch für die, die nicht dabei sein konnten, sollte nun ein ausführlicher Bericht folgen. Beginnen wir mit dem ersten Abend.

Ein Willkommenssträußchen von Peter Belitz für Vicco von Bülow, alias Loriot.

Ein Eröffnungsabend mit Überraschungsgast: Vicco von Bülow alias Loriot gab uns Müggelheimern die Ehre. „Ich wollte doch mal die Künstler sehen, die hier kostenlos auftreten”, schmunzelte er und lobte im gleichen Atemzug das Engagement aller Beteiligten und die Ausstellung. Auch Werke von ihm gab es dort zu sehen. Keramiken von der Müggelheimerin Martina Robel waren von ihm bemalt und von ihr liebevoll zu einem „Loriot-Stübchen” zusammengestellt worden. Übrigens hat Loriot ohnehin enge Beziehungen zu Müggelheim. Ein Familienmitglied stammt von hier - sein Mops.

Der Schalmeien-Express mit Verstärkung aus anderen Städten.

Der Schalmeien-Express hatte sich diesmal Verstärkung von zwei anderen Schalmeiengruppen geholt. So traten sie rot-gelb-grün gekleidet und trotzdem als harmonische Gruppe auf. Da hüpfte Heidi zu ihrem „Berglied” Zöpfe schwingend durch die Zuschauerreihen und gleich zwei Biene Mayas schwirrten Flügel schlagend zu Karel Gotts Klängen durch den Saal. Ein schönes und stimmungsvolles Entree. Es folgte der Schauspieler Dietmar Obst mit seinem „Applaussammler”. Ein ausgesprochen unterhaltsamer Sketch, zu dessen Applaussammlung das anwesende Publikum reichlich beigetragen hat. Anschließend kam das Müggelheimer „Wunderkind”. Eigentlich Glasbläser und Schlosser entdeckte Wilfried Smialek erst spät seine Sangeskunst. Und heute, mit seinen 70 Jahren, begeistert er Jung und Alt mit seinen romantischen Lieder, die er voller Inbrunst singt.

Autodidakt: Solosänger Wilfried Smialek betörte das Publikum.

Die Müggelheimer Generationsband ist sicherlich allen Bewohnern inzwischen bekannt. Ist doch die Band um Christian Zwingenberger bereits anlässlich etlicher Dorffeste und privater Feierlichkeiten hier aufgetreten. Erfreulich war, dass die 2. weibliche Stimme, die von Susi Preißler, extra zum Kulturwochenede angereist war. Schließlich studiert sie inzwischen außerhalb Berlins. Was den Unsicherheitsfaktor Studium angeht, hatte auch die Melt-Band um den Müggelheimer René Palm ihr Päckchen zu tragen. Durch die Diplomarbeit von Sängerin Steffi konnte die Band vor ihrem großen Auftritt nur ein Mal zusammen proben - doch es hat gereicht. Und die junge Frau begeisterte ihr Publikum so, dass sich wagemutige Autogrammjäger ihre Unterschrift erbettelten. Schon vor zwei Jahren brachte sie mit ihrer ausdrucksstarken Stimme den Saal zum Kochen.

Der nächste Abend war von Gegensätzen gekennzeichnet. Ehrengast war diesmal Schirmherrin und Bürgermeisterin Gabriele Schöttler. In einer kurzen Ansprache brachte sie es auf den Punkt: „Es ist toll, dass sich Menschen aus einem Ortsteil aufmachen Kultur für andere zu machen und das Tollste - diese anderen Menschen kommen auch noch selber her.” Sie lobte Atmosphäre, Engagement und das künstlerische Können.

„The Crat” mit Sängerin Nancy

Mit der Jugendband „Crat” ging es gleich lautstark in einen abwechslungsreichen, „heißen” Abend hinein. Die zierliche Sängerin Nancy, gerade 13 Jahre jung, hatte es knapp geschafft ihre Stimme rechtzeitig zum Auftritt zurückzubekommen. Die Stimmbänder wollten noch am Tag vorher nicht. Eine Stimme, die noch viel verspricht für die Zukunft.

Uwe Baeyer mit der Rio-Reiser-Stimme...

Die Entdeckung des Abends waren die Brüder Uwe und Jürgen Baeyer. Die beiden Brüder, in Aussehen und Stimme völlig unterschiedlich, sangen nur Selbstkomponiertes und Selbstgetextetes - gefühlvolle Lieder, mal mit Reibeisenstimme in guter alter Rio Reiser-Manier, mal im Balladenstil vorgetragen. Die beiden Liedermacher hatten sich in Müggelheim bisher im Hintergrund gehalten. Das wird jetzt wohl nicht mehr möglich sein. Für das Angerfest sind sie bereits „eingekauft” worden. Wo sie aufreten werden? Natürlich auf dem Baeyer-Hof!

... und sein Bruder Jürgen Baeyer begeisterten die Zuschauer.

Die Tanzschule Dan Mitrea sorgte wieder mit viel Haut, langen Beinen und schwungvollen Bewegungen für Begeisterung - vor allem bei den Herren der Schöpfung kam diese Augenweide gut an.

„Luzid” mit der charismatischen Sängerin Jenny.

Mit „Luzid” ging der Abend in die nächste Runde. Auch hier fast ausschließlich Eigenkompositionen. Eigentlich spielt die Band vor allem in Szeneclubs in Prenzlauer Berg. Doch zu Ehren unseres Müggelheimer Schornsteinfeger-Gesellen Christian, der sich als Schlagzeuger ins Zeug legte, spielte die Band einmal vor ungewohnter Kulisse und hatte richtig Spaß. Vor allem die charismatische Sängerin Jenny zog mit Stimme und Ausstrahlung das Publikum in ihren Bann.

Mit „The Recall” wurde es dann richtig heavy in Neu-Helgoland. Eine Band, die sich aus den Mitgliedern anderer Müggelheimer Gruppen neu formiert hat und die in ihrer Meisterhaftigkeit an diesem Abend sicherlich unübertroffen war - man musste halt nur Hard Rock mögen.

Volle Pulle Leben: Roland Krebs von „Team 70” vermittelte das ganz klar. Fotos: Jacobius

Als dann „Team 70”, von den Winzernächten bestens bekannt, kam, durfte endlich das Tanzbein geschwungen werden. Die Band um Roland Krebs schaffte es wieder einmal mit dem ersten Ton die Massen auf die Tanzfläche zu locken - und dann ging die Post ab. Zweieinhalb Stunden lang flogen Arme, Beine und Haare. So manche Füße wollten sich dann nachts keinen Millimeter mehr rühren - sie hatten ihr Soll erfüllt. Eine Band, die es immer wieder schafft Stimmung zu machen und Massen zu mobilisieren.

Am Sonntag gab es dann das Familienprogramm. Schauspielerin Uta Schorn moderierte den Nachmittag mit Witz und Charme, wenngleich sie eingangs erläuterte, solch einen Job nicht gerne auszuüben. Schließlich hätte man damit immer die bewusste A-Karte gezogen, weil man immer präsent sein müsse und jederzeit einsatzbereit. Dennoch übernahm sie die Aufgabe zur Begeisterung ihrer Fans auch beim „2. Müggelheimer Kulturwochenende“.

Die Kücken der Ballettgruppe Bätz.

Den Anfang machten die FEZi-Strolche. Die 3- bis 10-jährigen Kinder sangen und musizierten gemeinsam mit ihrer Leiterin. Von der Musikschule Christian Merz traten diesmal nur ausgewählte Musikschüler wie der 6-jährige Ole Belitz mit seiner Gitarre auf. Aber auch das Gitarrenensemble spielte ein paar schöne Stücke. Das Ballettstudio Brigitte Bätz hatte an diesem Tag Premiere. Es war der erste Auftritt der kleinen Mädchen, die noch völlig unbeschwert und zügellos über die Bühne hüpften. Die etwas älteren schritten bedächtig-graziös oder als feurige, stolze Spanierinnen über die Tanzfläche. Damit endete das Kinderprogramm und das Publikum fing an sich neu zu formieren. Familien gingen, Ältere kamen.

Das Klassik-Quartett um Burckhard Goethe begeisterte wieder mit seinen sanften Tönen der verschiedenen Meister. Bereits vor zwei Jahren spielte das Quartett grandios, litt damals aber aufgrund der späten Uhrzeit unter Publikumsschwund. Das blieb ihnen dieses Mal erspart. Der Pfarrer i.R. Hans Zinnow war wieder auf Reisen und hielt diesmal eine Lesung über die baltischen Staaten. Wer übrigens noch mehr zu diesem Thema wissen möchte, hat die Möglichkeit dazu mit seinem Buch. Die nächste große Entdeckung war die neue Gruppe um Christian Zwingenberger „Drei und Eins” eine Mischung aus Musik und Prosa. Mit dem Schauspieler Veit Streibig erfuhr die Aufführung eine ganz besondere Note. Bekannte und unbekannte Prosatexte (z.B. von Heinz Ehrhardt) wurden musikalisch eingebunden in jazzig-bluesige Titel der 60er- und 70er-Jahre. Ein echter Ohrenschmaus.

Der Kammerchor Friedrichshagen hatte etwas mit den Widrigkeiten der Organisation zu kämpfen. Nach langer, aber gut getrösteter Wartezeit, kam der 10-köpfige Chor dann endlich zum Zuge, hatte zwar anfangs noch etwas mit dem inneren Unmut zu kämpfen, gewann aber mehr und mehr an Fahrt. Mit voller Stimmkraft war die Darbietung unter der Leitung von Lutz Stropahl ein echter Hörgenuss. Das Ehepaar Höring setzte ganz auf ruhige, besinnliche Klänge für Orgel und Flöte. Ganz in traditioneller Manier der Kirchenmusik.

Mit Claire Din und ihren beiden Musikern kam dann noch einmal ein krönender Abschluss für Feinschmecker. Eine Lesung erotischer und liebender Texte, durchbrochen von Musik auf Akustikgitarre und verschiedener Blasinstrumente. Ein Genuss für alle Sinne.

Die kompletten drei Tage gab es übrigens ein reges Kommen und Gehen in der Galerie. Eine große Bandbreite bildender Kunst war zu sehen und zu bestaunen - Malerei, Fotografien, Patchwork, Keramiken. Es war erstaunlich, wieviele unterschiedliche Künstler Müggelheim aufzuweisen hat. Allein an diesem Wochenende waren es 35bildende Künstler. In der Darstellenden Kunst präsentierten sich etwa 140 Künstler an allen drei Tagen.

Das „2. Müggelheimer Kulturwochenende“ war auf jeden Fall wieder ein voller Erfolg. Und wenn die Organisatoren die Kraft haben und die Müggelheimer in ihrem künstlerischen Elan nicht nachlassen, werden wir uns bestimmt alle in zwei Jahren zur nächsten großen Party treffen.


Dank an Sponsoren und Organisatoren

Ohne Sponsoring ist solch eine Veranstaltung nicht zu bewerkstelligen. Deswegen danken die Organisatoren noch einmal allen Sponsoren:

- Bezirksamt Treptow-Köpenick

- Wirtschaftskreis Müggelheim

- Radeberger Gruppe (Berliner Kindl Brauerei)

- Lotto-Laden Genzler

- Allianz-Generalvertretung Kowalschek

- Fa. Bohne-Transporte (kostenloser Fahrdienst)

Aber da solch eine große Veranstaltung auch ohne Organisationsteam nicht zu bewerkstelligen ist, auch der Dank noch einmal an diese: Initiator Peter Augustinski und Veranstalter Heimatverein in Person von Peter Belitz, Günther Görsdorf, Michael und Carolin Belitz, der Hausherrin Dagmar Tabbert und dem Musik-Spezialisten Christian Zwingenberger. Allen noch einmal ein herzliches Dankeschön für das Engagement und die Nerven, die sie lassen mussten.