Müggelheimer Bote
12. Jahrgang, Ausgabe 8/2006
August 2006
Müggelheimer Bote

Inhalt
Tauziehen um Rettungsstationen beendet
Köpenick wird Wanderparadies
Müggelheimer reisten in die Masuren
Achim Baeyer (†) zum Gedenken
Sinn und Unsinn von Saunen und Co.
Radtour zum Kranichsturm
Klassentreffen nach 50 Jahren!
Weitere Meldungen
Karikatur
Gedanken aus Müggelheim
Aus den Vereinen
Leserbriefe
Kleinanzeigen
Kirche
Serie für den Natur- und Gartenfreund
Geschichten aus dem Müggelwald
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Impressum
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Müggelheimer Bote
 

Überwärmungsbäder

Sinn und Unsinn von Saunen und Co.

von MR Dr. Rolf Förster

„Prüft alles und das Gute behaltet“, forderte einst Wilhelm HUFELAND! Der berühmte Berliner Arzt formulierte damit das Ziel in allen Wissenschaften und in der Medizin besonders. Seine Worte treffen ebenso für die Naturheilkunde und damit auch für die Einrichtungen zu, die wir als wohltuend empfinden und die zur Entwicklung der Menschheit gehören, also auch die Schwitzbäder.

Sehr früh schon haben übrigens Sporttreibende die Vorzüge des Saunabadens genutzt (die finnische Läuferlegende Paavo Nurmi war z.B. ein begeisterter Saunagänger) und heute hat die Sauna auch einen festen Platz unter den Regenerationsmöglichkeiten nach Training und Wettkampf.

Zu den wechselwarmen Bädern, bei denen innerhalb des Badeablaufes der Körper mehrfach überwärmt und wieder abgekühlt wird, zählen vor allem die Sauna, das Dampfbad und – bei richtiger Handhabung – auch der Whirlpool. Die Sauna ist noch mit Abstand die dafür bekannteste und am meisten genutzte Anwendungsform, erhält aber durch die Infrarotwärmekabinen, die Heißwassersprudelbäder und Dampfbäder zunehmend Konkurrenz.

Im kommerziellen Bereich werden diese Bademöglichkeiten insbesondere in den „Spaßbädern“ kombiniert angeboten, und sie gelten bei vielen Menschen mit Recht als vergnügliche Medizin gegen den Alltagsstress, führen zur Entspannung und Erholung, machen „fit“, ohne viel eigene Aktivität entwickeln zu müssen. Fest steht aber auch , dass man durch die Anwendung dieser Bademöglichkeiten eine alltäglich ungesunde Lebensweise nicht „ausbügeln“ kann. Sehr wohl lässt sich aber durch regelmäßige Anwendung ein gesundheitsfördernder und prophylaktischer Effekt erzielen.

Der gesundheitliche Wert liegt also v.a. in Erholung und Entspannung: „Kurzurlaub der Woche“. Epidemiologische Studien beweisen, dass z.B. regelmäßiger Saunabesuch die Häufigkeit von Krankheiten und Arbeitsunfähigkeitsdauer verringern. Die vorbeugende Domäne liegt zum einen in der bei der Überwärmungsprozedur typischen Aktivierung fast aller organischen Systeme, zum anderen in der dem Organismus gebotenen Hilfe, sich durch Wechsel von Warm- und Kaltreizen an Klimaschwankungen zu gewöhnen.

Diese Badeform als einzige Behandlungsform etwa organischer Herz- oder Kreislaufleiden kommt allerdings nicht in Betracht. Sehr wohl haben sie ihre Bedeutung als unterstützende Maßnahme sogenannter „funktioneller“ Störungen, deren erzielte Besserung die Patienten motiviert, ohne nennenswerte pharmakologische Hilfe ihre Leiden zu verbessern. Dies gilt besonders für die funktionellen Schmerzzustände im Bewegungsapparat, als auch bei Muskel-, Gefäß-, Nerven- und chronischen Gelenkleiden, also auch chronischen Rückenschmerzen und Arthrosen. Auch das vegetative Nervensystem profitiert. Es schaltet bei wiederholten Saunagängen auf Entspannung um. Damit stellt die Sauna eine effektive Maßnahme im Anti-Stress-Management dar. Das ist auch positiv für Hypertoniker. Die Gefäßerweiterung und die daraus folgende Herabsetzung des peripheren Widerstandes hilft den Blutdruck senken.

Wirkungsweise:

Insbesondere die nachweisbare verstärkte Ausschüttung von Nebennierenhormonen (sogenannte Glukocorticoide) erklärt die positive Wirkung auf den Entzündungsschmerz. Der erzielte Anstieg der Gewebetemperatur erhöht die Reaktionsgeschwindigkeit der Enzyme und damit auch den Zellstoffwechsel, wodurch krankhafte bzw. entzündliche Stoffwechselschlacken schneller resorbiert werden. Es besteht kein Zweifel, dass durch Wärmetherapie eindrucksvolle Schmerzlinderung im Gelenk- und Muskelbereich erreicht werden. Dabei werden vermehrt sogenannte Beta-Endorphine freigesetzt, die infolge ihrer morphinähnlichen Eigenschaften schmerzstillend und euphorisierend wirken.

Whirlpools bieten noch aus anderen Gründen günstige Voraussetzungen für Menschen mit Bewegungseinschränkungen: Durch die Auftriebskräfte des Wassers beträgt z.B. das Effektivgewicht eines 70 kg schweren Körpers nur noch etwa 6,6 kg. Dies bedeutet: Entlastung für den gesamten Stütz- und Bewegungsapparat. Je nach Whirlpoolsystem stellt die Wasserverwirbelung, eine Kombination von Druck- und Saugwirkung dar, was den Entspannungseffekt besonders begünstigt.

Beim Dampfbad werden infolge der Kondensation des Dampfes im Hals-Nasen-Ohren-Bereich örtlich erhebliche Wärmemengen freigesetzt, die zu beträchtlichen Gefäßerweiterungen an Haut und Schleimhäuten führen. Dies kann sich günstig bei Nebenhöhlenentzündungen, Kehlkopf- und Bronchialerkrankungen und chronischen Mittelohrentzündungen auswirken.

Untersuchungen haben gezeigt, dass sich die Herz-Kreislaufbelastungen unter vergleichbaren Bedingungen zwischen Sauna und Dampfbad kaum unterscheiden und beim Whirlpool eher noch geringer zu veranschlagen sind. Auch der Wechsel zwischen den Badeformen ist je nach Lust und Laune durchaus angebracht aber nur, wenn z.B. nach einem Saunagang immer erst eine Rückkühlung erfolgt ist. Also nicht aus der Überwärmungsphase der Sauna sofort in die des Dampfbades begeben.

Die mitunter zu beobachtenden Kreislaufstörungen infolge Blutdruckabfalls nach Verlassen der Saunakammer können nur durch unverzügliche Rückkühlung durch kaltes Duschen vermieden werden. Niemals sollte man auf der Stelle stehen bleiben, sondern sich möglichst in kühler Außenluft bewegen oder sich hinsetzen. Gesundheitsstörungen durch Überwärmung kommen normalerweise nicht vor, denn das Gefühl des Unbehagens, dass zum Verlassen der Sauna auffordert, warnt den Organismus vor Überforderung früher als erforderlich.

Im Zusammenhang mit den Warnungen vor gefährlichen Blutdruckspitzen bei Benutzung des kalten Tauchbeckens wird häufig übersehen, dass kurzfristige Erhöhungen des Blutdrucks auch während anderer körperlicher Belastungen auftreten. So treten z.B. während des Orgasmus ähnlich hohe Blutdruckspitzenwerte auf und der Ratschlag, diese „Gefahrenquelle“ zu meiden ist recht selten. Also die generelle Aussage: Patienten mit hohem Blutdruck dürfen nicht in die Sauna, ist sicher falsch! In den ersten drei Monaten nach einem Herzinfarkt ist die Sauna allerdings tabu, ebenso bei anderen schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie z.B. bei der sogenannten instabilen Angina pectoris. Danach sollte man die Entscheidung von der „Saunaerfahrung“ des Patienten und dem Rat eines saunaerfahrenen Arztes abhängig machen. Zusätzlich kann das Belastungs-EKG eine Entscheidungshilfe darstellen. Der Patient sollte 75 Watt schaffen.

Auch Kinder können die Sauna benutzen.Vor allem bei Kindern mit asthmatischen Beschwerden wirkt sie sich positiv aus. Allerdings werden sie schneller aufgewärmt als Erwachsene, daher ist es durchaus angebracht, die zarte Gesichtshaut durch ein feuchtes Frottiertuch zu schützen.

Für Schwangere liegen Untersuchungen vor, dass Saunabaden in milder Form keine Gefährdung für Mutter und Kind darstellt.

Übrigens kleine Menschen mit großem Gewicht empfinden die Wärme länger als „behaglich“ als solche mit geringem Gewicht und langen Körpermaßen. „Gewichtmachen“ ist durch Saunabaden allerdings nicht möglich.

Fortsetzung in der September-Ausgabe