Müggelheimer Bote
13. Jahrgang, Ausgabe 10/2006
Oktober 2006
Müggelheimer Bote

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Anger-Anwohner wehren sich gegen neue Auflagen
Silbermond rockt in Müggelheim
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Erntefest: Einheit von Mensch und Tier
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Geschichten aus dem Müggelwald

Geschichten aus dem Müggelwald „Mama, wo bist du?“

von Ingrid Zweiniger

Der Sommer war im Müggelwald angekommen. Viele kleine Tierkinder wuselten herum. Sie spielten mit ihren Geschwistern und erkundeten mit Mama und Papa den Wald und die Wiesen. Aber sie mussten auch viel lernen. Denn woher sollten die kleinen Tiere wissen, wo man sein Fresschen herbekommt. Das alles lernen sie von ihren Eltern, von den großen Geschwistern und von den Verwandten.

Aber es geht ja nicht nur darum, wie so ein Tierkind satt wird. Die kleinen Tiere müssen auch lernen, wie sie in ihrer Umwelt überleben können. Die Tierumwelt ist dort, wo die Tiere geboren wurden und wo sie leben werden. Wo sie ihren Bau, ihr Nest, ihre Suhle, ihren Kobel haben. Das sind die Wohnungen der verschiedenen Tiere aus dem Müggelwald.

Im Bau wohnt der Fuchs, im Nest der Vogel, in der Suhle das Wildschwein und im Kobel das Eichhörnchen.

Und nun sind wir beim Eichhörnchen. Es ist wieder einmal eine wahre Geschichte aus dem Müggelwald.

„Mama, Mama, wo bist du?“

Das kleine Eichhörnchen saß auf der Wiese in einem Garten am Rande des Müggelwaldes. Es rief immer wieder nach seiner Mama. „Ich habe Hunger, Mama. Warum hörst du mich nicht? Mama, ich habe Angst. Hier rennt so etwas großes Schwarzes herum. Ich weiß doch nicht, was das ist Mama. Ich bin doch noch ein Baby.“

Nugget, der große schwarze Hund, hatte das leise Rufen gehört. Er ging immer wieder zu dem kleinen Tier, aber helfen konnte er ihm auch nicht. Er wusste nicht einmal, was das für ein Tier war. Nugget überlegte.

„Ich werde bellen, vielleicht hört das die Mama von diesem kleinen Schreihals.“ Also begann Nugget zu bellen. Aber durch das laute Gebell wurde es nur schlimmer. Das Eichhörnchen bekam Angst und fing an zu weinen. Herrchen und Frauchen von Nugget kamen aus dem Haus und schimpften. „Nugget, hör auf zu bellen, was ist denn los?“

Nugget lief auf die Wiese und machte Herrchen und Frauchen klar, dass dort etwas war, das Hilfe brauchte. Und richtig, nach ein paar Schritten auf der Wiese sahen sie ein kleines, verängstigtes Eichhornbaby. Jetzt war guter Rat teuer. Ein Wildtier brauchte die Hilfe des Menschen.

Wo war die Mutter? Das musste erst einmal geklärt werden, denn wenn ein Mensch ein kleines Wildtierbaby berührt, dann kann es möglich sein, dass die Mutter ihr Baby nicht mehr füttert und betreut. Dann ist das Babytier ganz auf sich alleine angewiesen und das bedeutet, dass es nicht überleben kann und stirbt.

Herrchen, Frauchen und Nugget suchten also im Garten. Nichts. Dann saßen sie still in einer Ecke und warteten. Wieder nichts. Nun musste aber etwas geschehen, denn das kleine Eichhornbaby wurde immer schwächer. Es brauchte dringend Hilfe. Futter und Wärme waren das Wichtigste.

Herrchen hatte sich in der Zwischenzeit erkundigt. Babynahrung und Babymilch wurden gekauft und tiergerecht zubereitet. Herrchen übernahm die Fütterung. Mehrmals am Tag durfte er Eichhorn-Mama spielen. Das Baby saß in seiner Hand. Es kuschelte sich ein, weil es sich warm und geborgen fühlte und es holte sich so lange sein Futter aus dieser Hand, bis es alleine fressen konnte. Und noch etwas hatte das Baby entdeckt, etwas, was sehr schön war.

Eines Tages krabbelte das Eichhornbaby den Arm von Herrchen hoch. Es kroch durch den Ärmel des T-Shirts und ließ sich in den T-Shirt-Bauchraum fallen. Dort war es prima. Es fühlte sich wie ein Känguru-Baby im Beutel seiner Mutter. Nugget hätte das auch gerne einmal gemacht, aber er war ja kein Baby mehr, sondern ein großer Hund. Also ging das nicht. Schade. Die Zeit für das Eichhornbaby war nach vielen, vielen Tagen bei seinen Pflegeeltern zu Ende. Es war eine schöne Zeit für Mensch und Tier.

Jetzt wird das kleine Eichhörnchen in einer Naturstation aufgezogen. Wenn es groß genug ist und für sich alleine sorgen kann, dann wird es im Müggelwald, nahe der Gartenwiese auf der es gefunden wurde, wieder in die Wildtierfreiheit entlassen. Vielleicht findet es sogar seine Mama wieder. Wir wünschen es ihm.