Serie für den Natur- und Gartenfreund |
Der Zasing
von Marianne Schäfer
Haben Sie schon mal von ihm gehört? Wissen Sie wo er ist? Höchst wahrscheinlich werden Sie „Nein“ sagen. Ich wusste, dass er da ist, aber nicht genau wo. Ich wusste, dass ich in der Müggelheimer Nebensiedlung, in den Spreewiesen suchen musste. Aber, ich wusste noch nicht einmal, nach was ich suchen wollte.
Jahrelang, und in jedem Jahr etwa ein bis zwei Mal, fuhr ich mit meinem Fahrrad durch die engen und gewundenen Wege in den Spreewiesen. Habe oft am Ende des Weges an der schönen Müggelspree gestanden. Meistens im Herbst, wenn in den Grundstücken die kleinen Sommerlauben schon für den Winter vorbereitet wurden und auch die Gärten auf die winterliche Ruhe harrten.
Drüben am jenseitigen Ufer sah ich das alte Fischerdorf Rahnsdorf mit den markanten Häusern und die alles überragende Kirche mit der hohen Spitze. Früher war das hübsche Ensemble noch viel interessanter, weil in den, dem Wasser zugeneigten Gärten, mehrere alte Obstbäume standen. Sehr oft, wenn im Frühling die Obstbäume blühten, fanden sich auf der Müggelheimer Seite die Maler ein. Es war ein nahezu berühmtes Motiv.
Oft habe ich, wenn mir jemand entgegen kam, nach dem Zasing gefragt. Sie zuckten mit den Schultern: Wissen wir nicht, kennen wir nicht, war die Antwort. Im Sommer trifft man mehr Menschen in den Gärten an und in den Gärten blüht es in allen Farben und die Rasenflächen sind dunkelgrün und propper. Über den Gartenzaun fragte ich wiederum nach dem Zasing. Sie sahen mich erstaunt und ratlos an. Nein, nie gehört, kennen wir nicht. Aber in den alten Karten war bei den Spreewiesen „Zasing“ vermerkt. Wieder einmal hjabe ich eine schöne, kleine Radtour durch die nun zunehmend auch mit Dauerbewohnern und entsprechend größeren Häusern bestandenen Grundstücke gemacht.
Vor einigen Wochen las ich im Köpenicker Wochenblatt von einer Straßenbenennung in eben dieser Siedlung. Dieser Namensvorschlag rief in allen Müggelheimer Arbeitsgruppen, wie Heimatverein, Bürgervertretung, Ortschronisten und Parteigruppen zur hellen Empörung auf. Bei einer Besprechung zu diesem Thema lernte ich die sehr engagierte und ortskundige Frau Buchholz kennen. Sie hat engen Kontakt zu dem Ortschronisten aus Rahnsdorf und von ihm kam auch der absolut passende Straßennamensvorschlag: „ Am Zasing“.
Da war er wieder, der von mir lang gesuchte. Also nahm ich den Kontakt zu Frau Buchholz auf. Sie ist mit ihrer Familie eine der ältesten Grundstücksbesitzerinnen und seit wenigen Jahren auch im Winter dort ansässig. Freundlich lud sie mich zu einem Gespräch im Garten am Wasser ein. Sie berichtete mir viel über die Siedlung Spreewiesen, welche sich bis zur südlichen Begrenzung des Zasing auf Rahnsdorfer Gebiet befindet. Ich wusste aus der Chronik von Müggelheim, dass die Müggelheimer Bauern mit den Rahnsdorfern oft im „Klinsch“ lagen, weil die Kühe wieder mal auf der Rahnsdorfer Weide alles Gras abgefressen hatten. Aber wo lag die Grenze? Sie verläuft in etwa südlich vom Zasing in Richtung der Gemarkung Rahnsdorf und Müggelheim.
Jetzt und sofort war Frau Buchholz bereit, mir den Zasing zu zeigen. Dort auf dem Grundstück, dem ihrigen gegenüber, durch die Straße Nummer 34 getrennt, da beginnt der Zasing. Ich war verblüfft! Was ist denn nun der Zasing? Sie sagte mir: Der alteingesessene Ortschronist aus Rahnsdorf, Werner Zimmernann schrieb: „Der Zasing ist ein ehemaliger Fluchtort im Krieg 1633, wohin sich die damaligen Dorfbewohner von Rahnsdorf mit all ihrer beweglichen Habe und allen Booten retteten. Die stark strömende Spree und die kleine Erhöhung waren ihre Rettung. Der Name Zasing kommt aus dem Slawischen und bedeutet: Ernten, Schneiden auch Grasen. So deutete es der Sprachforscher Giertz. Die Rahnsdorfer schnitten auf dem Zasing das Gras und brachten das Heu mit Kähnen über die Müggelspree. So lebte der Name bis etwa vor 90 Jahren“.
Der Zasing ist also eine im Spreebereich befindliche Binnensanddüne. Genauso wie auch die große Düne am kleinen Müggelsee, die Düne vor der Siedlung Spreewiesen im Wald und die große Düne im Wald südöstlich davon, welche damals die Krumme Lake von der Spree trennte. 1879 wurde dann die Müggelspree begradigt.
Anfang des 20. Jahrhunderts beschäftigten sich die Rahnsdorfer Fischer mit dem zunehmenden Problem der Verlandung der sumpfigen Wiesen. 1905/06 verpachteten die Fischer den ersten Wochenendlern ein Stück Land, auf dem sie die ersten kleinen Holzhäuschen bauen konnten.
Leider wurde durch die Landnutzung und Bebauung die einst hohe Düne, dem Zasing, viel von seiner Substanz genommen. Heute ist der Zasing nur noch eine leichte Landerhöhung. 1912 wurde eine zentrale Planung von Straßen, Wegen und Brücken für die Nebensiedlungen Spreewiesen und Schönhorst durchgeführt. Die Straßen wurden mit Nummern 34 bis 43 und der Nummer 50 hinter dem Bauersee benannt. Die Straße Nummer 34 ist die längste „verbindende Straße“. Sie beginnt am Bauersee und endet als damals einzige Straße in Schönhorst. Heute ist die Durchgängigkeit der Straße nicht mehr ersichtlich, da sie durch Wiesen unterbrochen wird. Es entsteht der Eindruck, dass es in den verschiedenen Ortsteilen Spreewiesen und Schönhorst jeweils eine eigene Straße 34 gibt. Infolge dessen ist es leider schon zu einem tragischen Ende bei einem Feuerwehreinsatz gekommen. Um weiteren Verwirrungen vorzubeugen und dem historischen Ursprung zu verdeutlichen, wäre es sehr wünschenswert, den Bereich der Straße in den Spreewiesen in „Am Zasing“ umzubenennen.
Hochallergene „Ambrosia“
auch in Müggelheim entdeckt
Die Beifußblättrige Ambrosie, so ihr exakter Name – breitet sich zunehmend auch in Müggelheim aus. Sie ist eine aus Nordamerika eingewanderte Pflanze. Seit etwa 150 Jahren wird sie in Deutschland nachgewiesen. Man hat festgestellt, dass die Samen aus dem Vogelfutter, welches aus Osteuropa importiert wurde, stammen. Besonders das Sonnenblumenfutter enthält die Ambrosiasamen, welche im Boden 40 Jahre keimfähig bleiben. Ein Exemplar kann bis zu 62.000 Samen produzieren. Fest steht, dass die meist unbekannte Pflanze in der Nähe der Vogelfutterstelle des Winters zu finden ist.
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Wie sieht die Ambrosia aus? Sie ist tatsächlich dem bekannten Beifuß sehr ähnlich, zumindest vom Wuchs her. An einem sonnigen Standort und auf feuchtem Boden kann sie wie ein kleiner Strauch, also mehrfach verzweigt, 1,50 Meter hoch und noch höher werden. Man findet aber meistens kleinere Exemplare. Ihre fein verzweigten, beinahe farnartigen Blätter sind hellgrün. Ihre Triebe sind leicht rötlich behaart ( je nach Standort). Dagegen ist das Blattwerk des Beifuß derb und dunkelgrün. Die Blattunterseite ist silbrig-weiß. Außerdem entströmt dem Beifuß bei Berührung ein herb-würziger Geruch. An den Triebspitzen bilden sie mehrere spitze, ährenartige Blütenkerzen. Dicht gedrängt die Knospen wie kleine Knubbelchen. Erst später strecken sich die Triebe und kleine, beinahe unscheinbare, rundliche und grünlich-gelbe Blütenköpfe erscheinen nach unten hängend.
Aus diesen Blüten entsenden sie Milliarden von Pollen, die weltweit als stärkste Allergenauslöser gelten. Allergiker leiden unter Tränen, Augenjucken, Lichtempfindlichkeit, Kopfschmerzen, Heuschnupfen bis zu Asthma und Angstzuständen. Aber nicht nur die Pollen, sondern auch die Blätter sollen bei empfindlichen Menschen zu Hautreizungen führen.
Allgemein wird dazu aufgerufen, die Ambrosia zu vernichten! Jeder Gartenbesitzer sollte gründlich alle Winkel, auch versteckte hinter dem Komposthaufen oder den Hecken, durchsuchen, da die Vögel gerade dort die Samen verlieren. In öffentlichen Anlagen, Waldrändern und Bahnstrecken wird auch gesucht. Wichtig ist, die Pflanze mit den Wurzeln komplett auszureißen. Wer empfindlich ist, Handschuhe und Tuch vor den Mund! Die Pflanze vorsichtig zerkleinern, in eine Plastiktüte stecken und diese verschließen. Dann ab in die Mülltonne! keinesfalls auf den Kompost! MS
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