Piksen oder lieber doch nicht
Den Mythen der Impfmuffel auf der Spur
Von MR Dr. Rolf Förster
Impfen oder nicht impfen – das ist eben nicht mehr die Frage. Denn das Segenreichste, was die Medizin je hervorgebracht hat, sind Schutzimpfungen! Aufgrund von falschen Ängsten, Missverständnissen und Fehlinformationen lehnen leider viele die erforderlichen Schutzimpfungen für sich selbst oder ihre Kinder ab.
Es ist erschreckend zu lesen, wie viele Menschen in ihrer fast fanatischen Überzeugung des Nicht-Impfens für ihren Egoismus kämpfen. Der Gedanke an das Miteinander und die Verantwortung füreinander sucht man in den Foren der Kritiker und Gegner vergeblich. Immer wieder wurde ich zu meiner Meinung zum Impfen befragt, ob ich pro oder contra sei, denn meinem Rat als Arzt vertraut man schon eher. Dabei geht es aber nicht um Meinungsbildung sondern um fachliche Beratung, die unsere Berufsordnung klar umschreibt. Denn der Schutz des Einzelnen vor tödlich verlaufenden Krankheiten steht im Vordergrund und es geht auch um die Bereitschaft jedes Einzelnen, andere Menschen nicht zu gefährden!
In den sozialen Medien wird geschimpft, polemisiert, Impfgegner und Kritiker holen die Pharma-Verschwörungstheorie-Keule raus und hauen damit kräftig drauf. Absurde Zahlen von Impfschäden machen die Runde. Auf dem Nährboden von Ängsten und Ideologien gedeihen dabei absurde Gerüchte. Ist da wirklich etwas dran?
Impfmythos Nr. 1 : Historische Daten werden propagiert, Risiken und Nebenwirkungen fehlinterpretiert. Es gab Nebenwirkungen beim Kinderlähmungsimpfstoff vor vielen Jahrzehnten, wobei die aufgetretenen Schäden ähnlich einer leicht verlaufenden Polyomyelitis waren. In gut gegen Polio geimpften Bevölkerungsgruppen ist die Krankheit nun endlich vollständig verschwunden. Mit dem inzwischen eingeführten Totimpfstoff traten keinerlei Nebenwirkungen mehr auf.
Mythos Nr.2 : Impfungen haben schwere Nebenwirkungen. Hartnäckig hält sich das Märchen, das der Masern-Mumps-Rötelimpfstoff Autismus hervorrufen könnte. Solche Zusammenhänge sind laut Studien widerlegt. Natürlich können Nebenwirkungen auftreten, nämlich etwas Fieber (ca. 5 Prozent) und Lokalreaktionen (bis zu 10 Prozent) wie leichte Schmerzen oder Rötungen und Schwellungen an der Impfstelle.
Impfmythos Nr.3: Impfrisiken und Nebenwirkungen werden verschwiegen. Nein, wenn solche wirklich auftreten, werden sie von der Ständigen Impfkommission (STIKO) erfasst und veröffentlicht.
Impfmythos Nr.4: Der Impfschutz begünstige Autoimmunerkrankungen. Auch dafür existiert keine Evidenz, die einen kausalen Zusammenhang zuverlässig belegt. Entwarnung auch bei den als Stabilisatoren genutzten Aluminiumsalzen. Über Impfstoffe wird wesentlich weniger Aluminium aufgenommen als mit der Nahrung.
Impfmythos Nr.5 beinhaltet die Sorge, Kombinationsimpfstoffe könnten eine zu große Belastung für das Immunsystem darstellen. Moderne Vakzine sind jedoch hochgereinigt und auf wenige, immunologisch wichtige antigene Strukturen reduziert. Selbst wenn ein Kind elf Impfungen auf einmal erhält, wird das Immunsystem gerademal mit 0,1 Prozent belastet.
Mythos Nr.6: Eine echte Infektionserkrankung verleiht einen besseren Immunschutz. Im Gegenteil, oftmals wie z.B. bei Masern, wird das Immunsystem so stark belastet, dass kleine Kinder noch anfälliger für andere Infektionen werden. Und eins von tausend infizierten Kindern erleidet eine tödliche Hirnentzündung. Eine Masern-
impfung dagegen scheint das Immunsystem der Kleinen zu stabilisieren. Fest steht, dass Masern und Kinderlähmung längst der Vergangenheit angehören würden, wenn sich genügend Personen impfen ließen.
Mythos Nr.7: Schwangere sollen nicht geimpft werden. Totimpfstoffe können aber zu jedem Zeitpunkt der Gravidität verabreicht werden. Ausdrücklich empfohlen wird die saisonale Grippe-Impfung sowie die gegen Tetanus und Keuchhusten, denn all diese Erkrankungen können bei der Frau und ihrem Ungeborenen schwere Komplikationen auslösen, die sich durch Impfungen verhindern lassen.