Einsatz gegen Fluglärm geht weiter

Eine Verlegung der Flugrouten soll geprüft werden


Liebe Müggelheimerinnen und Müggelheimer, heute informieren wir über den aktuellen Stand zur Minimierung der Fluglärmbelästigung über Müggelheim. Auch wenn Sie seit Mai dieses Jahres  nichts von uns gehört haben, bedeutet das nicht, dass wir nicht aktiv waren. 

Aber: Die „Mühlen“ in Berlin  arbeiten sehr langsam. Keiner ist erreichbar, um Fragen zu beantworten bzw. unser Anliegen weiter zu prüfen. Fast alle arbeiten coronabedingt im Homeoffice. Großes Lob jedoch an dieser Stelle an den Bezirksstadtrat a D. für Bauen, Stadtentwicklung und öffentliche Ordnung,  Rainer Hölmer.

Er hat sich für Müggelheim eingesetzt. Bereits im Juli hat Herr Hölmer an die Deutsche Flugsicherung (DFS) den Antrag auf Prüfung zur Verschiebung der Abflüge von der Müggelseeroute (07L) zur Entlastung von Müggelheim gestellt. Dieser wurde aber nicht weiter bearbeitet mit der Begründung, dass derartige Anträge von der Fluglärmkommission (FLK) nur als einheitlicher Beschluss  gestellt werden können.

Die Flugsicherung schreibt diesbezüglich am 12. Juli an Herrn Hölmer wie folgt:

„Sehr geehrter Herr Hölmer, vielen Dank für Ihre Anfrage mit dem Wunsch nach Verschiebung der Abflüge von der 07L („Müggelseeroute“) zur Entlastung Müggelheims, der wir uns gerne annehmen.

Die Flugverfahren am BER werden im Rahmen einer Validierung von der DFS insbesondere auf betriebliche Belange hin überprüft.

Von der Fluglärmkommission erwartet die DFS Hinweise für Verbesserungen im Hinblick auf Fluglärmaspekte. Dazu ist es notwendig, dass alle Änderungswünsche in die FLK eingebracht werden. Idealerweise wird der DFS dann ein Paket an Änderungsvorschlägen zur Prüfung empfohlen, dem dann in seiner Gesamtheit nachgegangen werden kann, da Einzelmaßnahmen oftmals Auswirkungen auf andere Routen haben können, die auf den ersten Blick für den Antragsteller nicht ersichtlich sind. Außerdem könnten dadurch möglichst viele Anregungen der FLK geprüft und beraten werden.

Ich bitte Sie deshalb, den Vorschlag von Frau Järisch als Antrag in die FLK einzubringen, um weitere Schritte seitens der DFS zu initiieren.

Freundliche Grüße

Uwe Hummert

Fluglärm und Umwelt Operations Bremen“


Die FLK hat nach langer Zeit erst wieder am 22. Oktober getagt. Rainer Hölmer hat den Antrag eingebracht und schreibt uns am 26. Oktober zum Ergebnis:

"Sehr geehrte Frau Järisch, sehr geehrter Herr Dr. Järisch, pardon, ich war noch nicht dazu gekommen, Sie zu informieren. Ich antworte Ihnen nun mal knapp und direkt.

Die FLK hat den Antrag an die Deutsche Flugsicherung (DFS), eine Verschiebung der Abflüge von der 07L („Müggelseeroute“) zur Entlastung Müggelheims zu prüfen, beschlossen. Damit werden demnächst (hoffentlich) belastbare Daten vorliegen, auf deren Grundlage in der FLK über eine entsprechende Routenverschiebung beraten werden kann. Aktuell besteht in der FLK mehrheitlich Einigkeit darüber, über die Änderung von Flugrouten erst nach dem Verlauf von zwei aussagefähigen Flugperioden und dem Vorliegen der dabei gewonnenen Daten und Fakten hinsichtlich der mit den jeweiligen Routen einhergehenden Auswirkungen und Belastungen zu befinden.

Mit freundlichen Grüßen

Rainer Hölmer

Bezirksstadtrat für Bauen, Stadtentwicklung und öffentliche Ordnung”


Das Fazit dieser Korrespondenz: Es ist nur ein Anfang und wir wissen nicht, ob die Mügglseeroute in Richtung Wald in etwa einem Jahr (nach zwei Flugperioden) verschoben wird. Diese eventuelle Verschiebung nützt auch nur den Müggelheimern, die Richtung  Müggelturm, rechts vom Müggelheimer Damm wohnen. Es geht auch nur um die startenden Flugzeuge bei Ostwind. Vorgesehen sind bei vollem Betrieb und Ostwind pro Tag 140 Starts über den Müggelsee.

Viel unangenehmer ist die Lärmbelästigung bei den landenden Flugzeugen auf der Nordbahn.

Hier wäre durch die DFS zu prüfen, ob der Anflugwinkel, auch Gleitpfad genannt, bei der Landung von den bisher üblichen 3,0 Grad auf 3,2 Grad verändert werden könnte.  Dieses Verfahren wird gegenwärtig beim City Airport in London, in Straßburg und seit 2014 auch bei Deutschlands größtem Flughafen, dem Frankfurter Flughafen, angewendet. 

Für Müggelheim würde die Erhöhung des Anflugwinkels weniger Lärm bei Landungen auf der Nordbahn bedeuten. Die Flugzeuge würden den BER etwas steiler als bisher ansteuern. Ist der Anflugwinkel erhöht, reduziert sich der Schall, der am Boden ankommt, wodurch sich der Fluglärm ebenfalls reduziert.

Voraussetzung ist die Inbetriebnahme eines GBAS (Ground Based Augmentation System). Herkömmliche Instrumentenlandesysteme (ILS) erlauben nur Anflüge im Winkel von 3,0 Grad.

Eine weitere Möglichkeit wäre, die Einhaltung der Nachtruhe von 22 bis 6 Uhr durchzusetzen. Das würde aber nur Erfolg haben, wenn alle Bürger der betroffenen Regionen der Nord- und Südbahn sich einig wären und gemeinsam für dieses Ziel kämpfen.

Der durch die Südbahn verursachte Fluglärm tangiert Müggelheim ebenfalls. Lösungsansätze wären analog der Nordbahn möglich. Mit dem BER und der Fluglärmbelästigung werden wir Müggelheimer uns arrangieren müssen. Es gibt keine Alternative. Es gibt nur Möglichkeiten, die Lärmbelästigung für uns Müggelheimer etwas zu minimieren.

Zum monatlichen Wechsel der Start-und Landebahnen gibt es nicht viel Neues. 

Uns wurde Anfang November auf Nachfrage mitgeteilt, dass diese Vorgehensweise noch bis zum 31. März 2022 fortgesetzt werden soll. Diese Information stimmte natürlich nicht! Bereits 14 Tage später berichten die Medien, dass der BER ab dem 1. Dezember beide Start- Landebahnen parallel in Betrieb nehmen wird.

Die neue BER Chefin reagiert damit auf die Beschwerden der Reisenden in den Herbstferien, wo es zu einem Stau von Flugzeugen gekommen ist und möchte  für die „vielen“ Weihnachtsurlauber und Berlintouristen bessere Flugbedingungen schaffen. Hoffentlich sieht das „Corona-Virus“ das auch so!

Genießen Sie die Adventszeit und Weihnachtsfeiertage, kommen Sie gut ins nächste Jahr und bleiben Sie vor allem gesund.

Ihre     Viola + Dr. Peter Järisch