Gedanken zum Klimawandel
Von Dr. Rolf Förster
Der Klimawandel hat uns merklich schneller getroffen als erwartet. Kohle, Erdöl und Gas haben uns ein bequemes Leben ermöglicht – Häuser, Autos, Urlaub auf den Fidschi Inseln und Mobiltelefone. Kaum jemand ist bereit, diesen Luxus aufzugeben. Doch der einzige Weg aus der Falle der Erderwärmung ist Verzicht und die Umstellung der Weltwirtschaft auf grüne Energie.
„Help me” würde die Erde schreien, wenn sie nur könnte. Dabei braucht sie nicht die Menschen, die Menschen brauchen aber die Erde und dennoch zerstören sie unsere Mutter Erde mit ihren so notwendigen Wäldern. Erwärmt sich das Klima weiter, drohen nun auch neue Krankheiten. Jetzt werden bereits bekannte Krankheiten an Relevanz gewinnen und neue zutage treten.
Ein Vorgeschmack auf künftige Probleme geben uns eigenartige Nierenkrankheiten relativ unbekannter Ursache. Der Nephrologe Prof. Galle sagt: „Das Ausmaß dieser ungeklärten Nephropathie ist sehr beunruhigend, denn seit einigen Jahren treten sie auf sämtlichen Kontinenten – also auch bei uns – vermehrt auf. Obwohl die Nieren eigentlich gesund sind, sinkt die Filtrationsrate, weil die Perfusion gedrosselt ist. Die Ursache liegt vor der Niere, meist ist das Blutvolumen vermindert, bei hohen Temperaturen durch Flüssigkeitsmangel.“ Besonders erschreckend zeigte sich dies bei älteren Menschen schon im Sommer 2003. Experten schätzen, dass es rund 70.000 zusätzliche Todesfälle in Europa gab. Ganz schlimm sind die Todesfälle bei Landarbeitern in den Tropen und Subtropen. Hitzestress wird als maßgebliche Ursache für das zum Teil rätselhafte Nierenversagen angenommen.
Epidemiologischen Studien zufolge steigen bei hohen Temperaturen die Raten von Mortalität, Klinikaufenthalten, Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen, ferner von Geburtskomplikationen und psychischen Störungen. Feinstaub, aber auch ganzjährig Heuschnupfen, exotische Viren – der Klimawandel verändert das Krankheitsspektrum nicht nur beim Kinderarzt. Sogenanntes Gewitter-Asthma wird häufiger werden, denn die Pollenpopulation nimmt zu. Deshalb sollte man lieber Apfelbäume statt Birken pflanzen. Dass es die erhöhten Temperaturen sind, die die vielen medizinischen Probleme im wahrsten Sinne des Wortes anheizen, bleibt aber meist verdeckt, weil in den Unterlagen nur die primären Diagnosen notiert werden. Auch Allergien und Asthmaexazerbationen werden zahlreicher – nicht nur wegen der vermehrten Pollen, es nehmen auch Infektionen überhand, weil Erreger übertragende Insekten günstigere Umweltverhältnisse finden.
Wenn die Arbeitsbedingungen nicht an den Hitzestress angepasst werden, kann es passieren, dass selbst junge Menschen diesen Stress nicht mehr kompensieren können.
Bisher leben wir noch, was viele Erreger angeht, auf der Insel der Seligen – eben dank des gemäßigten Klimas. Zu den Erregern, die in Deutschland schon verbreitet sind, gehören durch Lebensmittel übertragene Bakterien, wie Salmonellen und Combylobacter. Sie vermehren sich bei höheren Temperaturen eben viel besser. Die durch Zecken übertragbare Frühsommer-Meningoenzephalitis breitet sich mehr nach Norden aus. Auch treten die ersten Fälle von Zeckenfleckfieber durch Riesenzecken auf und die durch Ratten übertragenen Leptospirosen nehmen zu. Es gibt auch schon etablierte Populationen der Asiatischen Tigermücke in Deutschland, die Dengue-Fieber, Chikungunya- und Zikadenfieber übertragen. Man rechnet bereits mit dem West-Nil-Virus, welches von speziellen Mücken übertragen wird. In diesem Jahr gab es Todesfälle durch Nicht-Cholera-Viren an der Ostsee, welche sich eben bei hohen Temperaturen stärker vermehren.
All diese Probleme werden in den nächsten Jahren an Bedeutung gewinnen und deshalb wird tropenmedizinisches Wissen für niedergelassene Ärzte wichtig. Bei unklaren Fieberzuständen muss auch an solche exotischen Krankheiten gedacht werden.
Ohne radikale Umstellung steht die Menschheit wohl vor einer Klima- und auch Hungerkrise. Darauf lassen die Ergebnisse des neuen Sonderberichts des Weltklimarates schließen. Temperaturen über 40 Grad in Deutschland werden immer wahrscheinlicher. Und AfD-Wähler aufgepasst: Eure Führungsspitze leugnet wie Donald Trump den Klimawandel. Es soll niemand sagen, wir haben es nicht gewusst!
Greta Thunberg, diese mutige Kassandra unter den Umweltaktivisten, hat den Hilfeschrei der Erde vernommen und die ausgelösten Initiativen lassen uns etwas Hoffnung, dass wir das Rennen zum Schutz unseres Planeten vielleicht doch nicht verlieren.