Die nagende Gefahr für den Wald

Biber sind ökologisch wertvoll, widersprechen Experten

Von Simone Jacobius

Wer am Seddinsee oder Langen See spazieren geht, entdeckt unweigerlich ihre Spuren: Biber. Sowohl kleine als auch richtig dicke Bäume sind ihrem Wunsch nach Futter zum Opfer gefallen. Nur noch die charakteristischen Spitzen Stummel ragen in Ufernähe in die Höhe. Werden die geschützten Tiere jetzt zur Plage? „Im Gegenteil, die Arbeit der Biber ist ökologisch wertvoll“, sagt Wildtierexperte Derk Ehlert von der Senatsumweltverwaltung.

„Der Biber ist ein echter Erfolgsschlager, vor 30 Jahren noch streng geschützt wanderte das erste Exemplar nach Berlin ein. Inzwischen haben wir eine Population von mindestens 120 erreicht“, ist Ehlert begeistert. 

Biber sind reine Pflanzenfresser und  leben in ihrem Territorium, dass sie sich erschlossen haben. Gemeinsam mit dem Elternpaar leben die Jungen des jetzigen Jahrgangs und ein bis zwei aus dem vorherigen Jahrgang gemeinsam. Wenn die Biberjungen (ein bis drei pro Jahr) reif genug sind, werden sie von den Eltern aus dem Revier verjagt. Jetzt ist wieder die Zeit für den Nachwuchs. Anfang Juni verlassen die jungen Biber dann das erste Mal den Bau. Erst mit knapp zwei Jahren verlassen sie endgültig den elterlichen Bau und schwimmen sternförmig in alle Richtungen auf der Suche nach einer neuen Bleibe. Die Fachleute gehen davon aus, dass die Obergrenze der Biberpopulation in Berlin erreicht ist. „Dafür spricht, dass immer häufiger Biber an suboptimalen Plätzen mitten in der Innenstadt gesichtet werden. Dort können sie meist keinen Bau bauen“, bestätigt Ehlert.

Biber leben territorial, jeder lebt in seinem eigenen Reich, ein anderer Biber wird dort nicht geduldet. Je nach Nahrungsangebot fällt das Territorium mal mehr mal weniger groß aus. Im nahrungsreichen Treptow-Köpenick umfasst ein Biberrevier etwa ein bis zwei Quadratkilometer. Je geringer das Nahrungsaufkommen, desto größter würden die Reviere sein. Beliebt sind vor allem Fließgewässer und nahe gelegene Kleingewässer.

Doch warum sind Biber jetzt ökologisch wertvoll?

Dort wo Bäume „geschnitten” werden (so der Fachbegriff dafür), wachsen Gräser nach. Und diese wiederum schützen die Uferkante vor Erosionen. Denn Biber sind vorsichtige Tiere und wissen um die Gefahren an Land. Deswegen bemühen sie sich, so viel wie möglich im Wasser zu machen. Bäume werden deshalb so geschnitten, dass sie ins Wasser fallen. Denn nicht die Späne werden gefressen. Sondern die Tiere wollen an Blätter und Zweige herankommen, trinken teilweise auch den Saft des Baumes. Wenn der Baum ins Wasser fällt, können sie ihre Speisekammer wasserseitig füllen und fühlen sich sicherer. Manchmal passiert es allerdings, dass ein Baum nicht im Wasser landet. „Da waren dann meist junge Tiere am Werke. Auch kleine Biber müssen ihr Handwerk erst lernen“, sagt Ehlert lachend. Die meisten Bäume werden im Winter geschnitten. Denn in dieser Jahreszeit gibt es kaum sonstige Nahrung. Und alle stehen im Uferbereich, nicht mehr als fünf bis sechs Meter von der Wasserkante entfernt. „Es besteht auf jeden Fall keine Gefahr für unseren Wald. Im Gegenteil, Biber schützen die Uferkante“, wiederholt Ehlert und gibt noch einen Tipp für die Besitzer von Wassergrundstücken: Schützen Sie Ihre Obstbäume bis ein Meter hoch mit Estrichmatten, die es günstig im Baumarkt zu kaufen gibt. „Das ist ein probates Mittel gegen Biberfraß. Die Tiere lieben nämlich Obstbäume“, sagt Ehlert.    

Steckbrief

Größe: 83-100 cm, Schwanz 30-38cm, Gewicht: bis 35 kg

Nahrung: Rinde, dünne Zweige, Wurzeln, Blätter

Alter: bis zu 30 Jahre

Bau: Die Biberburg besteht aus aufgeschichteten Ästen, abgedichtet mit Schlamm, Erde, Schilf und Gräsern, bis 1,5 Meter hoch. Sie hat mehrere Kammern (Schlaf-, Brutkammern) und mehrere Ausgänge, die unter Wasser münden. Auch Erdbaue am Ufer sind möglich.

Aktiv: dämmerungs- und nachtaktiv