Zu: „Müggelheim hat entschieden”, Ausgabe 05/21

Im Zusammenhang mit dem Beitrag über die Außengestaltung der Gastdruckanlage auf dem Müggelheimer Dorfanger, erinnere ich mich an das Zitat von Goethe: „Es ist eine falsche Nachgiebigkeit gegen die Menge, will man ihren Geschmack befriedigen“. 

Natürlich kann man Meinungen über und mit Befragung einholen, aber die Entscheidung sollten dann doch die Experten treffen und zum Schluss der Vorschlagsdiskussion muss man es dem Träger des Bauwerks, der Netzbetreibergesellschaft überlassen, wie er durch die Außengestaltung seine Bauphilosophie präsentieren möchte. Soll er mit der mittelalterlichen Fachwerkandeutung glaubhaft ein historisches Bauwerk darstellen, oder will man an dieser Stelle keinen Schwindel? Letztlich repräsentiert ja die Gasstation auch ein seriöses, ein großes und wichtiges Unternehmen und keinen kleinen Schaustellerbetrieb.

Es ist überhaupt sehr lobenswert, wenn die Verantwortlichen der Netzwerkbetreibergesellschaft diese Standortveränderung vornehmen und den Müggelheimer Dorf- anger als geschütztes Flächendenkmal respektieren, obwohl andere und zwar staatliche Stellen dafür zuständig waren.

Ich finde die Außengestaltung mit dem aufgemalten Fachwerk deshalb ungeeignet, weil sie eine Lüge ist und eher in den Vergnügungspark von Disneyland passt, als auf den historischen Dorfanger Müggelheims mit seiner sichtbar gewachsenen Architektur eines Angerdorfes, welches man als die noch am besten erhaltene Berlins bezeichnet. Mit der vorgeschlagenen Fachwerkillustration wird mehr Schein als Sein vorgemacht und ist vergleichbar mit „Talmi“, dem unechten Schmuck. Der Dorfanger bedarf aber keines unechten Schmucks durch dieses Gebäude. 

Im  Übrigen schützt das aufgemalten Fachwerk auch nicht vor Schmierereien und wird bald wieder zum Schandfleck, denn es wird immer wieder Jugendliche geben, die ähnlich wie Hunde, dann mit der Sprühdose ihre Marken und Zeichen hinterlassen wollen. Dafür lockt das weithin sichtbare Gebäude an immer noch repräsentativer Stelle besonders an.  

Ich finde die vorgeschlagene sachliche Variante, bei der das Gebäude mit einer natürlichen, immergrünen Rankenbepflanzung begrünt wird, am sinnvollsten und  passend zum Anger. Sie ordnet sich optisch unter, beziehungsweise passt sich in das vorhandene Buschwerk auf dem Anger ein. Trotzdem ergibt  sich eine natürliche Verbindung zum Grünbewuchs der Bauernhaus-Vorgärten. Schließlich ist die Pumpstation nur ein normales, technisches Gebäude, das für die Gasversorgung Müggelheims nötig und wichtig ist. Es hat aber nicht die sozial-kulturelle Bedeutung, wie die Kirche und die Alte Schule mit dem Wirtschaftsgebäude als Dorf-Museum. Vielleicht ließe sich auch hier und da gezielt eine Lücke in dem Rankenwerk freihalten, auf der einige der vergilbten Fotos vom alten Dorfanger wetterfest und kratzfest im angemessenen Format eingeordnet werden. Dann findet man beim Nähertreten noch ein paar liebevoller Hingucker, die den Standort und des Gebäude selbst aufwerten. Man könnte auch darauf hinweisen, wann Müggelheim in welchen Straßen erstmals Gasanschluss bekam und muss es nicht in unserer Chronik nachlesen.

Eigentlich sollte der Dorfanger gar nicht bebaut werden, denn er ist laut Wörterbuch der unbebaute Mittelpunkt eines Dorfes. Aber für die Kirche und die Schule hatte man schon früher oft Platz gelassen. Dort fand man Gelegenheit, sich zu treffen, denn diese Freifläche gehörte allen gemeinsam. Auch in Müggelheim wird der Anger traditionell genutzt für Begegnungen unterschiedlicher Art, besonders gern für unsere jährlichen Volksfeste. 

Ein gutes Beispiel für die Verhinderung von Schmierereien haben sich die Architekten der Wasserrettungsstation am Kleinen Müggelsee einfallen lassen. Sie haben ein einfaches Drahtgitter etwa zehn Zentimeter vor die Wände montiert, an dem immergrünes Blattwerk hochrankt und es konnte nie wieder von Sprayern  beschmutzt werden. Würde man sich für eine solche Variante entscheiden, fänden sich für die nötige Pflege sicher ein Müggelheimer Betrieb oder ehrenamtliche Bürger unseres Ortes.     Martin Jahn (diplomierter Formgestalter und früher auch Mitglied des Beirates für Stadtgestaltung)

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Es gab viele Gründe, warum ich die Aktion zur Gestaltung der Außenfassade für die Gasdruckanlage nicht sofort wahrnehmen konnte. Jetzt habe ich zur Kenntnis genommen, dass das Gebäude eine Fachwerkimitation mit Teilbegrünung erhalten soll. Dieser Lösung kann ich nur teilweise zustimmen. Grün ja, Fachwerk nein.

Als damaliger Planer des kleinen Museums nebenan habe ich mich  an die Vorgaben gehalten ein Gebäude zu schaffen, welches in das Ensemble der Umgebungsbebauung passt. Typisch dafür ist allgemein ein Satteldach, eine Fachwerkkonstruktion mit ausgefachtem Klinkermauerwerk. Mein Vorschlag wäre eine Begrünung mit einer Anzeigetafel über Interessantes zur Gasdruckstation, mittig angeordnet und gut sichtbar. 

Wie ich mittlerweile erfahren habe, bin ich nicht der Einzige der die Grünvariante favorisiert. Es gibt schon ehrenamtliche Bürger und auch einen Müggelheimer Betrieb, der sich um die Pflege der Begrünung kümmern würde.

Eines noch. Es ist dem Heimatverein ganz hoch anzurechnen, dass er es nach einem harten Kampf mit den Behörden geschafft hat, eine Lösung zu schaffen, mit der die Müggelheimer leben können.  

    Christian und Margitta Zwingenberger

Zu: „Auf die Plätze, fertig putzen”, Ausgabe 05/21

Es ist wirklich beachtlich und anerkennenswert, dass viele Leute sich damit abmühen den Dreck und Unrat anderer Mitbürger aufzuheben und ordnungsgemäß zu entsorgen. Leise schleicht sich aber der Gedanke ein, unterstützt man damit nicht die Rücksichtslosen in ihrer Missachtung den anderen gegenüber? Die alles einfach fallen lassen, egal wo, denken sie doch: da kommen ja wieder die, die alles aufheben.

Ist es Missachtung, Rücksichtslosigkeit, schlechter Umgang, geringe Bildung, wenig Empathie für die Mitmenschen und die Natur?

Der Spielplatz scheint ja nicht nur von spielenden Kindern aufgesucht zu werden, eine große Hilfe um die Verursacher der Verschmutzung und Entsorgung bildlich festzuhalten und für alle sichtbar zu machen, wäre doch Kameras anzubringen. Das Bezirksamt hat doch immer Geld für die Kiezkasse. Das wäre doch eine sinnvolle Investition.    E. Tangens

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