Hoffnung auf mehr Normalität
An der Grundschule sind die ersten Kinder wieder im Präsenzunterricht. Die nächsten folgen hoffentlich bald
Von Simone Jacobius
Doch ist es ruhig an der Müggelheimer Grundschule. Zumindest ruhiger als früher. Seit dem 22. Februar dürfen aber immerhin die Hälfte der Erst- bis Drittklässler jeweils im Wechsel wieder an der Schule unterrichtet werden. „Wir freuen uns, wieder mehr Kinder in der Schule zu haben“, sagt Schulleiterin Ute Samper und sieht auch keine Probleme in der Umsetzung. Seit der Verschärfung des Lockdowns Mitte Dezember fand kein Präsenzunterricht mehr statt. Kinder durften nur in die Schule, wenn sie Anspruch auf Notbetreuung hatten, ihre Eltern also in systemrelevanten Berufen arbeiten.
Jetzt also wieder Präsenzunterricht in halben Klassen zumindest für die Jüngsten. „Wir hoffen, dass wir so schnell wie möglich auch die Fünftklässler zurück an die Schule holen können“, sagt Ute Samper. Denn bei denen gehe es um die Empfehlungen für die weiterführenden Schulen. Sie hofft auf den 9. März (die Beratungen der Ministerpräsidenten mit der Kanzlerin fanden erst nach Redaktionsschluss statt).
Wie sieht nun der Schulalltag aus? Die Klassen werden je zur Hälfte (zehn bis zwölf Kinder) im Tageswechsel in der Schule unterrichtet. Das heißt, jede Gruppe kommt jeden zweiten Tag zum Präsenzunterricht in die Schule. Es wird weitestgehend nach Plan unterrichtet. „Wir tun alles, damit die Kinder nicht den Anschluss verlieren, deswegen legen wir unseren Fokus auf die Hauptfächer“, sagt Samper. Sie geht davon aus, dass Defizite bei den Kindern entstanden sind. Doch die sollen nun durch die Fokussierung gezielt behoben und Problemkinder speziell gefördert werden.
Musik, Kunst, Sport und Schwimmen entfallen derzeit. Dafür gibt es kleine Bewegungseinheiten im Freien. Nach der vierten oder fünften Stunde ist dann Schulschluss, bleiben dürfen nur die Kinder der Notbetreuung.
Sowohl das Schulpersonal als auch die Kinder müssen in der Schule Masken tragen, das Kollegium wird zudem regelmäßig per Schnelltest auf Corona untersucht. Die Schulleiterin hat dafür eine Schulung absolviert und testet nun alle Kolleginnen und Kollegen zweimal pro Woche.
Generell seien sie ganz gut durch den Lockdown gekommen. Probleme bereitet den Lehrkräften nur die Erwartungshaltung der Eltern. „Wir sagen immer, die Kinder sollen nur so viel machen, wie sie schaffen. Doch viele Eltern wollen, dass ihre Kinder alles machen und dann gibt es Stress. Dabei gibt es selbst im normalen Unterricht Unterschiede, sowohl in den Noten als auch im geschafften Pensum“, bedauert die Schulleiterin. Sie wünscht sich eine niedrigere Erwartungshaltung an die Kinder – zum Wohle aller. Wer sich durch das Homeschooling, also den Unterricht zu Hause, überfordert fühle, solle lieber um Hilfe bitten statt zu schimpfen. „Wir haben bisher allen, die darum baten, helfen können“, sagt Ute Samper. Auch für die Lehrer sei die Situation derzeit nicht einfach. Sie müssen parallel Präsenzunterricht und Homeschooling vorbereiten, Aufsicht machen, Notbetreuung gewährleisten. „Corona mit all seinen Auswirkungen wird uns vermutlich noch eine Weile begleiten. Es wäre schön, wenn wir uns alle so verhielten, dass wir uns auch nach dem Lockdown noch in die Augen schauen können“, wünscht sich Ute Samper.
Problematisch sei immer noch die Digitalisierung an der Schule. Der Digitalpakt hinkt gnadenlos hinterher, so Samper. Daher können sie auch keinen Digitalunterricht für alle Klassen anbieten.
Positiv dagegen ist, dass es für die Müggelvilla in der die Jüngsten unterrichtet werden, jetzt Luftfilter und CO2-Messgeräte für alle Klassenräume gibt. Sie sorgen zwar für einen Geräuschpegel, doch die Kinder würden sich nicht gestört fühlen, haben die Lehrkräfte erfragt. Für das Haupthaus sind diese Geräte nicht nötig, weil es dort bereits große Belüftungsschränke gibt, die im Rahmen des BER-Lärmschutzes angeschafft wurden.
Übrigens leben in Müggelheim immer mehr junge Familien. Davon zeugen auch die Anmeldezahlen fürs nächste Schuljahr. Zum ersten Mal wird die Schule nach den Sommerferien mehr als 400 Kinder unterrichten und durchgängig dreizügig sein. Also durchaus ein Grund, positiv in die Zukunft zu schauen.