Daniela Dahn in Müggelheim
von Siegfried Menthel
„Ist es nicht längst Zeit, die Sinnfrage zu stellen, wofür wir eigentlich leben? Für einen höchst rentablen Standort, in dem das Recht des Stärkeren gilt, oder für die Welt als einen Ort, an dem das Leben nicht nur für Minderheiten lohnenswert ist. Glück ist nicht mit betriebswirtschaftlicher Logik zu gewinnen. Das Primat des Marktes schließt das Primat des Denkens aus.”
Das Denken aber hat sie sich niemals verbieten lassen. Im Gegenteil. Sie hinterfragt. Sie recherchiert. Sie führt Gespräche mit Betroffenen. Sie ist neugierig. Sie scheut die Mühe nicht, gegen den Strom zu rudern, wenn das dem Leben dient.
Die Rede ist von der Berliner Schriftstellerin Daniela Dahn. Die eingangs zitierten Worte finden sich in ihrer Dankesrede anlässlich der Verleihung des Ludwig-Börne-Preises am 6. Juni 2004 in der Frankfurter Paulskirche.
Weiterhin sagte sie damals: „Spätestens auf den Weltsozialforen im brasilianischen Porto Alegre und im indischen Mumbai habe ich begriffen: Es ist eine Weltordnung entstanden, die den Interessen der Mehrheit auf diesem Planeten diametral gegenübersteht. Immer noch halten wir es für rechtmäßig, dass die armen Länder jedes Jahr das Mehrfache der erhaltenen Entwicklungshilfe durch Zinsen und und Schuldentilgung zurückzahlen. Selbst unsere postulierte Uneigennützigkeit entpuppt sich als profitable Geldanlage. Deutschland gehört - wie der größte Teil Europas - trotz aller Probleme zu den Gewinnern der Globalisierung. (...) Wir halten einen der vorderen Plätze im internationalen Waffenhandel, dessen Profit - man glaubt es kaum - so hoch ist, wie das Einkommen der Hälfte der Weltbevölkerung. Wer Zusammenhänge zu nicht finanzierbaren Sozialprogrammen sieht, fliegt abermals raus...”
Wir haben die engagierte Schriftstellerin zum Abschluss unserer Gesprächsreihe „Perspektivwechsel” am Montag, 16. April, 20 Uhr in die Alte Schule eingeladen. Sie hat vor einigen Wochen auch am Weltsozialforum in Nairobi/Kenia teilgenommen. Sie wird über ihre dort gemachten Erfahrungen berichten und einen noch unveröffentlichten Text über die Begegnung mit Menschen eines Massai-Volkes lesen.
Es ist an der Zeit, miteinander darüber nachzudenken, was wir tun können und tun müssen, um uns der Verarmung von immer mehr Menschen entgegen zu stellen.
Daniela Dahn gehört nicht zu den Menschen, die resigniert abwinken. Darum freuen wir uns auf das Gespräch mit ihr und laden herzlich dazu ein.
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