12. Jahrgang, Ausgabe 11/2005 November 2005 |
So erfahren wir, welche Rolle Oma, Opa und die Stullen in seiner Kindheit gespielt haben. Er hatte immer Hunger auf Stullen. Stullen waren sein Leben. Morgens, mittags und abends Stullen. Und wenn es ging - zwischendurch auch noch eine Stulle. Ärger gab es öfter mit Opa Julius. Er war sehr streng und wollte allzu gerne einen Friseur aus dem kleinen Lutz machen, weil er selber einen Friseursalon in Friedrichshagen hatte. Aber Klein-Lutze ließ sich nicht unterkriegen. Mit der Geschichte „Krieger, Kinder und Kapusta” bringt uns Stückrath die Nachkriegszeit in Erinnerung, die Einquartierung von russischen Soldaten im Haus seiner Eltern in Hessenwinkel und die damit verbundenen Erlebnisse, die sich überwiegend auf die Beschaffung von Lebensmitteln bezogen. „Aus dem unteren Stockwerk des Hauses wurde eine russische Armeeküche, in der meine Mutter als Beiköchin arbeiten musste - oder durfte. Und damit waren für uns und einige Nachbarn Not und Elend vorerst vergessen.” In der Geschichte „Spiele, Spannung und Spezielles”, die hier zum Schluss erwähnt sei, erzählt Stückrath, dass der Hund Kett, ein reinrassiger Viersektorenhund, der beste Spielgefährte von ihm und seinen Freunden, der „Viererbande” war. Sie benutzten Kett auch als Rohstofflieferant von Hundehäufchen, die sie für ihre Streiche brauchten. Der witzigste Streich sei hier schnell erzählt: „Die Clique findet eine Parfümschachtel von 4711. Damals eine super Parfümmarke. Ein Häufchen von Kett wird in die Schachtel gesteckt. Dann wird die Schachtel mit Geschenkpapier umwickelt und mit einer roten Schleife verziert. Das Geschenkpäckchen legten die Jungs am Straßenrand ab und versteckten sich im Hinterhalt. Nach einiger Zeit kommen zwei Frauen. Sie nehmen das Päckchen, verstecken es und gehen in ein Café. Nachdem sie den bestellten Malzmuckefuck (Kaffee) bekommen haben und die Serviererin verschwunden ist, wickeln sie neugierig und voller Spannung das Päckchen aus. Der Inhalt des Päckchens veranlasst die beiden Frauen schreiend das Corpus delicti durch die geöffnete Tür des Cafés nach draußen zu werfen. Die Viererbande jubelt, der Streich war geglückt.” Die Geschichte endet im Buch mit den Sätzen: „Heute wäre die Suche nach geeignetem Material kein Hindernis mehr. Aber wo sind Kinder, die mit fröhlichem Herzen jetzt noch die Natur genießen wollen?” Während der Veranstaltung, zwischen den Geschichten, sollte auch die auf die heutige Zeit bezogene Kritik nicht zu kurz kommen. So gab Stückrath folgendes zum Besten: „Ich bin nicht Politik verdrossen. Ich bin Politiker verdrossen, das ist der Unterschied.” Oder: „Und wenn wir der Meinung sind, dass Deutschland immer noch das Land der Dichter und Denker sei, dann haben wir uns geirrt. Deutschland hat sich längst weiterentwickelt - zum Land der Richter und Bänker.” Und über seine Erfahrung sagt er: „Ich habe als Kabarettist 40 Jahre lang Kritik geübt und gedacht, dass ich damit schlechte Zustände verändern, die Welt verbessern könne. Ich bin in den 40 Jahren meines Berufslebens zu der Erkenntnis gekommen, es geht nicht. Und das macht doch nachdenklich.” Lutz Stückrath wird sich übrigens nach 100 Tagen Merkel-Regierung mit „Bitte recht feindlich” zu Wort melden. Der Dichter Wilhelm Raabe hat es auf den Punkt gebracht: „Gott sei Dank, dass der Spaß nicht totzukriegen ist in dieser so sehr närrischen Welt.” Deshalb gönnen Sie sich das Vergnügen der „Guten Seite(n), schlechte Seite(n)”. An dieser Stelle sei wieder den fleißigen Mitgliedern des Heimatvereins ein Dankeschön ausgesprochen. Sie hatten wieder mit viel Energie und Fleiß die Räume für diese Veranstaltung umgestaltet, damit die Masse an Besuchern diesen Abend genießen konnte. Danke! |