Müggelheimer Bote
14. Jahrgang, Ausgabe 7/2008
Juli 2008
Müggelheimer Bote

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Jung, frisch, voller Elan: Neue Pfarrerin in Müggelheim
Lernen mit Anja und Anton: ZDF im Wasserwerk
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Jung, frisch, voller Elan

Neue Pfarrerin hat ihr Amt in Müggelheim angetreten

von Simone Jacobius

Sympathisch, offen und engagiert wirkt sie, während sie vor mir sitzt, von ihrem Leben erzählt, ihren Plänen und Vorstellungen. Anke Schwedusch-Bishara ist ein fröhlicher Mensch. Mit ihrer Art wird sie die Müggelheimer rasch für sich einnehmen. Denn sie ist Müggelheims neue Pfarrerin. Sie hat das Amt als Halbtagsstelle Anfang Juni von Pfarrer Menthel übernommen, der in den Ruhestand ging.

Mit ihrem Fahrrad strampelt sie, zumindest in den sommerlichen Monaten, täglich die Strecke vom Allende-Viertel nach Müggelheim. „Sehr schnell“, wie sie selbst sagt während sie lachend ihre windzerzausten langen Haare in Ordnung bringt. Sie war die letzte Vikarin, die wir hier in Müggelheim hatten.

Der Wunsch Pfarrerin zu werden, war ihr nicht in die Wiege gelegt. Sie hat ihn sich langsam aber stetig erarbeitet. Die gebürtige Köpenickerin hatte zwar eine christliche Erziehung in ihrem Elternhaus genossen, doch regelmäßig Kirchgänge gehörten nicht unbedingt dazu – „halt die typische Berliner Frömmigkeit“, lacht sie. Mit 16 Jahren kam sie in die Junge Gemeinde – damals noch zu DDR-Zeiten. „Es war endlich ein Raum, in dem wir frei reden konnten.“ Das Miteinander von Glaube und Politik hat sie gereizt, die Frage, wie man es schafft, trotz der ganzen Repressalien aufrecht zu bleiben. Die Gruppe wurde ihr immer wichtiger. Nach dem Abitur beschloss sie dann erst einmal ein Jahr lang beim ökumenischen Jugenddienst zu arbeiten. So etwas ähnliches, wie das heutige Freiwillige Soziale Jahr. Dort organisierte sie unter anderem internationale Jugendcamps in der DDR. „In der Jugendarbeit habe ich sehr lebendige Pfarrerinnen und Pfarrer kennengelernt, die ihren Beruf richtig ausgelebt haben. Nach und nach ist dann der Entschluss in mir gereift, Theologie zu studieren.“

Sie wollte auf jeden Fall mit Menschen zusammenarbeiten. Trockene Bücher oder Formeln, wie es bei ihrem anderen Steckenpferd, den Naturwissenschaften, gewesen wäre, wollte sie nicht ein Leben lang wälzen.

Zwei Jahre lang studierte sie in Rostock. Die „Berliner Göre”, wie sie sich selbst nennt, wollte einen Tapetenwechsel. Anschließend zog es sie zurück an die Humboldt-Uni. Nach ihrem ersten Examen machte sie noch eine Ausbildung zur Religionslehrerin und studierte Religionspädagogik.

Gleich auf ihrer ersten Auslandsreise nach der Wende lernte sie ihren Mann kennen. Vom Jugenddienst aus reiste sie zu einer Tagung des Weltkirchenrates nach Genf in die Schweiz. Über zwei Jahre führte sie mit ihrem heutigen Mann Basem Bishara eine Fernbeziehung zwischen Palästina und Berlin. In fast allen Ferien fuhr sie hin zu ihm. Für ihn waren Auslandsreisen nur unter erschwerten Bedingungen möglich. Erst zur Hochzeit vor 17 Jahren bekam er die Ausreiseerlaubnis. Inzwischen hat das Paar eine sechsjährige Tochter und wohnt wieder, wie in ihrer Kindheit, im Allende-Viertel II - dicht bei ihren Eltern. „Sie sind mir eine große Hilfe bei der Kinderbetreuung”, sagt Anke Schwedusch-Bishara.

Zweieinhalb Jahre lang unterrichtete sie Religion, dann kam Sofia auf die Welt und sie ging in die Elternzeit. Anschließend machte sie ihr Vikariat. Im November 2005 legte sie schließlich ihr 2. theologisches Examen ab und wurde gleich zur Pfarrerin ausgewählt. Von Februar 2006 an arbeitete Anke Schwedusch-Bishara als Referentin beim Berliner Generalsuperintendenten, bis sie nun in Müggelheim ihre erste Pfarramtsstelle antrat.

„Es ist wohltuend, dass ich sagen kann, ich freue mich darauf, in diese Gemeinde zu kommen”, sagt die Pfarrerin. Denn bereits in ihrerer Zeit als Vikarin hatte sie hier positive Erfahrungen gesammelt. „Ich habe nicht mehr den fremden Blick, es ist mir alles so vertraut, schon von meiner Kindheit her.”

Wer denkt, jetzt wird alles anders, täuscht sich. Diese Befürchtung muss niemand haben. „Es ist eine nette, kleine Gemeinde. Friedlich, freundlich, nicht polarisierend”, beschreibt die Pfarrerin die 576-Seelen-Gemeinde Müggelheim. „Ich will erst einmal gucken und mich in Ruhe orientieren. Es ist nicht mein Ziel einfach Ideen überzustülpen.”

Im Gegenteil: Die Gemeinde hätte so viel Positives zu bieten, was erhalten werden sollte. So möchte sie an der Tradition der Kirchenkonzerte festhalten. Für die Organisation hat sich extra ein Arbeitskreis gegründet. Auch die Hausbesuche will sie beibehalten und die jährlichen Gemeindesemiare. Schön fände die 37-Jährige, wenn sich wieder ein Bibelkreis etablieren würde, denn so etwas „gehört eigentlich in jede Gemeinde.” Auch bei der Äthiopienarbeit hofft sie darauf, dass die Gruppe stark genug ist, die Arbeit fortzusetzen.

Begeistert ist Anke Schwedusch-Bishara vom Elternkreis. „Das sich da ein Gruppe Aktiver zusammenfindet und über Jahre hinweg Familiengottesdienste mit Freude organisiert ist toll. So etwas gibt es nicht in vielen Gemeinden”, sagt sie voller Lob.

Zurzeit ist die junge Pfarrrerin noch dabei ihre Kennenlern-Runde zu absolvieren. Sie besucht die verschiedenen Gruppen, macht Hausbesuche und versucht sich in die bürokratischen Dinge einzufinden. Und ab 2009 hat sie noch einen zusätzlichen ehrenamtlichen Job und ist im Kirchenkreis für die Frauenarbeit zuständig.