Müggelheimer Bote
14. Jahrgang, Ausgabe 6/2008
Juni 2008
Müggelheimer Bote

Inhalt
Müggelsee-Brücke wirtschaftlich nicht zu empfehlen
Wandern am Ufer der Seen
Die Geschichte der Behelfsheime
Angerfest: Drei Tage Party in Müggelheim
Immer mehr Katzen verschwinden
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Auf dem Weg nach Müggelheim ...

Ja wo trotten sie denn hin? Dickhäuter auf dem Weg nach Müggelheim? Erobern sie jetzt unsere wilde Steppe, werden sie statt Rückepferden im Wald eingestzt oder ersetzen sie gar als Lasttransporter die traditionellen Lkw? Nein, alles ganz harmlos. Der Zirkus der Mitte Mai in Müggelheim gastierte hatte diesmal auch vier Elefanten dabei. Die Dickhäuter waren die Attraktion in der Woche. Gemütlich grasten sie auf der Kirchenwiese am Dorfeingang, jung und alt standen begeistert an der Weide. Doch was des einen Freud ist des anderen Leid: Die Wiese war anschließend nicht mehr für den Bauernmarkt nutzbar. (siehe Bericht) Foto: Jacobius


Müggelspree-Brücke teilt die Gemüter

Fazit der Studie: Wirtschaftlich nicht zu empfehlen

von Petra Zoepf

Freude und Enttäuschung liegen im Leben oft dicht beieinander. So auch jetzt, als im Stadtplanungsausschuss von Treptow-Köpenick die Machbarkeitsstudie zur Fußgängerbrücke über die Müggelspree vorgestellt wurde. Bis auf den letzten Platz war der Sitzungssaal gefüllt. Gespannte Unruhe bei den zahlreich erschienenen Bürgerinnen und Bürgern, große Aufmerksamkeit als die Experten ihr Fazit verkündeten. „Wir sehen keine Wirtschaftlichkeit für eine Brückenverbindung vom Rahnsdorfer Fischerdorf ans gegenüberliegende Ufer“, fasste der Sprecher der beiden beauftragten Ingenieurbüros die Ergebnisse der Studie zusammen.

Idyllischer Blick: Hier, wo jetzt die Ruderfähre beschaulich ihre Bahn zieht, soll nach dem Willen einiger Rahnsdorfer eine Fußgängerbrücke geschaffen werden. Foto: Zoepf

Als Gründe wurden die hohen Investitionskosten, der geringe Nutzen für die erhoffte Belebung des Tourismus, ein sehr starker Eingriff in die Natur und die hohen Instandhaltungskosten aufgeführt.

Ruhig und zufrieden lehnten sich die Gegner des Brückenbaus zurück. „Das ist eine Unmachbarkeitsstudie“ wetterten die Befürworter und dachten wortreich über Möglichkeiten nach, das Projekt doch noch realisieren zu können. Die Entscheidung der Ausschussmitglieder verkündet der Vorsitzende Udo Franzke (Linke): „Die Fraktionen der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) sollen das Untersuchungsergebnis diskutieren und dann beschließen, ob eine Brücke gebaut wird oder nicht.“ Damit ist der Ball wieder an die Bezirkspolitiker zurück gespielt.

Drei Aktenordner füllt die Studie. Sie umfasst die technische Machbarkeit (Standorte, unterschiedliche Bauformen, Alternativen), eine Kosten/Nutzenanalyse und eine Visualisierung der verschiedenen Brückentypen. Neben der Querung vom Fischerdorf zu den Spreewiesen wurden auch Verbindungen vom Küstergraben zur Straße 36 und von der Straße 549 in Rahnsdorf zur Straße 38 auf Müggelheimer Seite untersucht. Für die beiden letzt genannten Varianten wären Grundstücksankäufe notwendig und die Bauwerke mit bis zu 85 Metern sehr lang. Deshalb favorisieren die Ingenieure den ersten Standort.

Da die Müggelspree eine Bundeswasserstraße ist, würde die Durchfahrtshöhe für die drei Meter breite Brücke bei mindestens 4,69 Meter über dem Wasserspiegel liegen. Entsprechend müssten die Rampen für einen barrierefreien Zugang im Fischerdorf 50 Meter und in den Spreewiesen 75 Meter lang sein. Das würde die Zugänge zu den Grundstücken in Ufernähe beeinträchtigen. Brückenaufgänge mit Treppen und Aufzügen oder Wendeschleifen kommen aufgrund des Platzbedarfs nicht in Betracht. Nach Ansicht der Fachleute passt sich eine Schrägseilbrücke optisch am besten in die Umgebung ein. Kostenpunkt: 1,12 Mio. Euro, eine Fachwerkkonstruktion ist mit 770.000 Euro die preiswerteste Variante. Als gute, aber mit 1,51 Mio. Euro teure Lösung wird ein Tunnel bezeichnet.

Im vergangenen Jahr haben in der Betriebszeit zwischen Ostern und Anfang Oktober zwischen 11 und 19 Uhr 13.000 Fahrgäste die Ruderfähre zum Übersetzen genutzt, ein Drittel davon waren Radfahrer. Da der Europaradwanderweg 1 und die Regionalroute RR9 nördlich und südlich des Müggelsees gut ausgebaut sind, erwarten die Gutachter einen Zuwachs von etwa zehn Prozent im Bereich Rad- und Wandertourismus. Berechnungen haben ergeben, dass sich keine Verbesserung der Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr ergibt. Sie schlagen vor, die Betriebszeiten der Fähre zu verlängern. Eine interessante Alternative zur Brücke sehen die Experten in einer Gierseilfähre, die ohne Fährmann betrieben, Fahrgäste von einem ans andere Ufer bringt. Gute Erfahrungen habe man auf der Lippe in Wesel damit gemacht.

Die ganze Studie sei Murks, sagt Gion Voges. Der Vorsitzende des Bürgervereins Rahnsdorf ist entsetzt über das Vorgestellte. „2,40 Meter Breite reichen aus und die Bemessungsgrundlage für die Wirtschaftlichkeit ist falsch“, empört er sich. Wenn die Brücke da ist, wird sie von weit mehr als den geschätzten 14.000 Menschen genutzt. Er ist sauer, dass eine Studie der Technischen Universität Dresden nicht beachtet wurde, die zu ganz anderen Zahlen kommt. „Ein Steg an dieser Stelle könnte ein Leuchtturm im Tourismuskonzept von Treptow-Köpenick werden“, so seine Meinung. Voges will sich weiter für den Brückenbau einsetzen und strebt einen deutschlandweiten Wettbewerb an Universitäten und Fachhochschulen an.

Das ganze Jahr über einen kurzen Weg auf die andere Uferseite zu haben, findet eine Rahnsdorferin sehr reizvoll. „Mit dem Rad zu den Müggelheimer Festen und Konzerten zu fahren ist außerdem umweltfreundlich“, begründet sie ihre Haltung. Zudem sei die Fähre ganz schön teuer, hin und zurück 4,60 Euro pro Person mit Rad.

Zufrieden mit dem Ergebnis der Studie ist Andreas Thamm. Der Fischer, der direkt an der Müggelspree seinen Betrieb hat und seine Fische verkauft, ist optimistisch. Er hofft, dass die Vernunft siegt und die Politiker sich gegen die Brücke entscheiden. „Einer der letzten idyllischer Flecken in Berlin wird durch ein solches Bauwerk zerstört“, untermauert er seine Meinung.

„Wir haben das Thema aktuell nicht weiterverfolgt“, sagt Peter Belitz. Als Vorsitzender des Müggelheimer Heimatvereins habe er Anfang 2006 Briefe an den Baustadtrat und den Stadtplanungsausschuss geschickt, in denen sich der Verein für einen Stegbau ausgesprochen hat. Für den sanften Tourismus wäre sie sicherlich ein Gewinn, „aber es stürzen keine Welten ein, wenn die Brücke nicht gebaut wird“, meint Belitz.