Müggelheimer Bote
11. Jahrgang, Ausgabe 5/2005
Mai 2005
Müggelheimer Bote

Aktuell: Kanuverein - Meldeschluss für Floßregatta verlängert
Inhalt
Spreeheim Schönhorst - ohne Zukunft ?
Krötenzaun am Müggelheimer Damm
"Ruderfähre ist ein wahres Schmuckstück"
Was Sie schon immer über Fluglärm wissen wollten, ...
100. Todestag von curt Grottewitz
Neue Serie: Arbeitgeber in Müggelheim - Neu Helgoland
Programm zu Angerfest und Winzerhof
Weitere Meldungen
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Gedanken aus Müggelheim
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Müggelheimer Bote
 

Frühling auf den Spreewiesen

Alles grünt und blüht, die Sonne hat schon ihren ersten Kraftakt hinter sich, den ersten heißen Tag, an dem die 30-Grad-Marke geknackt wurde, gab es bereits am 2. Mai. Mit den ersten wärmenden Strahlen sind auch die Radler wieder unterwegs, die es häufig auf unsere idyllischen Wiesen verschlägt. Spreewiesen ist wieder ein begehrtes Ausflugsziel. Zumal dort auch immer Tiere zu bestaunen und zu streicheln sind - wie die Pferde auf dem Foto. Eine wahre Idylle für den typischen Großstädter. Das Müggelheim zwar zur Hauptstadt gehört und dennoch die Vorzüge ländlichen Daseins aufweist, wird in dieser Jahreszeit immer besonders deutlich. Foto/Text: Jacobius


Spreeheim Schönhörst - abgeschiedene Idylle ohne Zukunft?

von Simone Jacobius

Große Kastanien strecken vorwitzig ihre Kerzen-Ansätze in die Höhe, Vögel haben ihre Nester in den alten Buchen angelegt, am Ufer steht ein Reiher. Idylle pur? Nicht ganz. Das Grundstück von dem hier die Rede ist, verwildert immer mehr, das ehemals schmucke Gebäude verkommt zusehends. Das ehemalige Spreeheim Schönhorst steht seit Ende der 90er-Jahre leer. Das Grundstücksamt Treptow-Köpenick, unter dessen Obhut es steht, sucht händeringend einen Käufer. Doch eine Ausschreibung brachte keinen Erfolg. Was für die einen Idylle pur ist, ist für die anderen jwd - also „janz weit draußen”.

Zwischen den blühenden Forsythienbüschen sieht man noch den alten Kinderspielplatz - eine Benutzung ist heute allerdings nicht mehr anzuraten. Garten und Wege werden von alten DDR-Laternen gesäumt. An der Müggelspree: ein kleiner Hafen, sowohl für Freizeitkapitäne, als auch für Ausflugsdampfer. Sogar die Mülltonnen stehen noch. Und die große Küche in dem alten Gebäude sieht aus, als könnte darin sofort wieder gebrutzelt werden. Der große Saal mit Parkett und 50er-Jahre Lampen müsste etwas entstaubt werden, bevor dort wieder das Tanzbein geschwungen werden kann. Also was ist dran an diesem Gebäude, dass es keiner haben will? „Es ist einfach zu weit draußen. Sämtliche Interessenten sind durch die abgeschiedene Lage abgeschreckt worden”, sagt ein Insider aus dem Grundstücksamt.

Schmuckes Haus ohne Leben - verwunschener Garten inklusive. Foto: Jacobius

Um die Anlage selbst kursieren wilde Gerüchte einer stürmischen Stasivergangenheit - die durch das beharrliche Schweigen über diese Epoche weiterhin wachgehalten werden. Im Juni 1996 hatte der Müggelheimer Bote in seiner Serie „Ausflugsgaststätten in und um Müggelheim” bereits über die Gaststätte berichtet. Damals war sie im Besitz der Reedereifamilie Duggen, die dort einen gastronomischen Neuanfang wagte - ein Versuch, der kurz darauf scheiterte.

Ursprünglich wurde das Gebäude 1928 von der Brandstoffgesellschaft erbaut. Nur Mitglieder dieser Gesellschaft durften es damals auch benutzen. Nach Kriegsende übernahmen die sowjetischen Besatzer die Herrschaft über das Anwesen. Anschließend wurde das Heim bis zur Wende ausschließlich von der „Freien deutschen Jugend” (FDJ) und der „Gesellschaft für Sport und Technik” (GST) genutzt.

Von 1990 bis 1992 „schaute” das Gebäude ungenutzt in eine ungewisse Zukunft. Nächster Nutzer der Anlage war von 1992 bis 1994 die „Yachtwerft GmbH” - die allerdings in erster Linie den kleinen Hafen nutzte. Nach einigen Monaten Leerstand wagte dann Elke Duggen von der Reederei „Spreefahrt” einen Neuanfang. Sie hatte das Anwesen vom Senat gepachtet und wollte die Ausflugsgastronomie wieder in Gang bringen. Doch der Versuch schlug fehl, seit Jahren steht das Areal nun leer.

„Zwischenzeitlich war angedacht, ein Jugendprojekt daraus zu machen, aber auch das hat sich wieder zerschlagen“, heißt es aus dem Grundstücksamt. Die Lage sei einfach zu abgeschieden, nur eine kleine holprige Straße, der nächste Bus kilometerweit entfernt, keine Infrastruktur. Alleine Pferdekoppeln und Natur würden den Menschen, jung wie alt, heute einfach nicht mehr genügen.

Nun versucht das Grundstücksamt das Areal an den Liegenschaftsfonds zu übertragen. Doch lieber wäre es allen, wenn sich noch ein Interessent fände. Bis dahin werden Vögel weiterhin in Ruhe ihre Eier ausbrüten können und auch die alten Dielen müssen warten, bis wieder sanfte Wiegeschritte über sie hinweggleiten.